DAX startet Aufholjagd
Der DAX macht sich bereit, den Rückstand zur US-Börse aufzuholen. Mit einem kräftigen Sprung hat der Index seine obere Kursbegrenzung bei 12.600 Punkten überwunden. Nun hat der deutsche Leitindex aber einige technische Widerstände vor sich.
Der Ausbruch verschafft dem DAX eine klare Aufwärtsperspektive. Im Kern ist er das Fundament für eine gute Börsenentwickung in den nächsten Wochen und zwei, drei Monaten. Dabei dürfte der Index die Marke von 13.000 Zählern anpeilen und voraussichtlich auch überspringen. Danach steht ein Anlauf auf das Allzeithoch in Aussicht.
Die Fundamentaldaten verschieben sich zugunsten der europäischen Börsen. Hier bleiben die Zinsen noch weiter niedrig, die Europäische Zentralbank (EZB) wird sich sehr behutsam von den Anleihenmärkten zurückziehen. Diese Perspektive hält den Eurokurs in Schach. Die Abwertung gegenüber dem US-Dollar stützt die europäischen Exporteure. Zugleich stabilisiert sich die Konjunktur in der Eurozone, die Unternehmensdaten sind gut und die Aktien fundamental preiswert.
US-Anleihen werden zur Perspektive
In den USA laufen die Rahmendaten eher in die entgegengesetzte Richtung. Die Marktzinsen steigen weiter. Bei den 10-jährigen Bonds hat sich die 3%-Marke gehalten. Anleihen sind also wieder eine Anlagealternative (vgl. FK vom 26.4.). Die Perspektiven für Aktien verschlechtern sich dagegen.
Die US-Notenbank hat gestern erneut bekräftigt, konsequent an ihrem Zinserhöhungspfad festzuhalten. Die US-Geldhüter werden die Leitzinsen, also den Preis für Geld am kurzen Ende, weiter sukzessive hinauf schleusen. Das verteuert Kredite – einerseits auf Aktien selber. Aber auch Autokredite, Studentendarlehen, Kreditkarten-Schulden und Immobilien-Darlehen erholen sich, wenn die Zinsen weiter steigen. Das wird den Konsum in den USA und damit das dortige BIP allmählich bremsen.
Handelstreit mit nur geringen Auswirkungen
Der akute Handels- und Zollstreit wird nur geringe Auswirkungen auf die Volkswirtschaften und die Börsen haben. Das ist z. B. die Einschätzung der Privatbank Metzler. Allerdings mahnt auch Metzler, dass sich die Rahmenbedingungen für Aktien verschieben. Die Konjunktur befinde sich in einer spätzyklischen Phase. Damit gehen üblicherweise höhere Kursschwankungen einher, selbst wenn Aktien im Trend noch steigen.
Das Anziehen der Inflation auch in Europa ist nur eine Frage der Zeit. Zwar dauert es gewöhnlich eine Weile, bis sich steigende Rohstoffpreise, stark ausgelastete Kapazitäten und Engpässe am Arbeitsmarkt in steigenden Inflationsdaten niederschlagen. Zu unterbrechen ist dieser Transmissionsriemen für steigende Inflationserwartungen und Zinsen aber nicht.
Fazit: Die Börsen starten vermutlich gerade ihren letzten großen Schub im aktuellen Konjunktur- und Börsenzyklus. Der kann noch einige Monate andauern. Europa, voran Deutschland, haben dabei größeres Aufwärtspotenzial als die US-Aktien. Rohstoffwerte haben in dieser Phase besonders hohes Kurspotenzial.