Die Märkte haben den Corona-Schock abgeschüttelt. Der DAX ist immerhin schon wieder auf 10.600 Punkte vorgestoßen. Damit hat der Index das von uns avisierte Ziel der aktuellen Bärenmarkt-Rally bis auf 100 Punkte angelaufen (vgl. FK vom 4.4.). Auch die US-Börsen ziehen kräftig an.
Angetrieben werden die Märkte von der Corona-Wende in Europa, die sich verfestigt. Die Zahl der Neuinfizierten geht in wichtigen Ländern inzwischen täglich zurück. Die Trendwende scheint geschafft. Zwar werden die Zahlen der Infizierten noch weiter steigen, aber eben immer langsamer. Damit sinkt der Druck auf die Gesundheitssysteme, eine Überforderung wird weniger wahrscheinlich. Parallel dazu wächst die Aussicht auf eine Rücknahme der harten Abschottungsmaßnahmen. Die Rückkehr zu einem normalen Wirtschaftsleben wird damit absehbarer.
Auf dem Weg zur Normalität
Für die Börsen bedeutet das eine neue Perspektive mit bald wieder plan- und kalkulierbaren Wirtschaftszahlen. Nach China wird dann auch Europa relativ zügig zu einem normalen Wirtschaftsleben zurückkehren. Daraus folgt ein wachsender Druck auf die USA. Denn entweder, das Land schottet sich im Kampf gegen die dort grassierende Corona-Ausbreitung weiter ab - dann verlieren die USA in den kommenden zwei Monaten Marktanteile. Oder die Vereinigten Staaten kehren ebenfalls zügig zur Normalität zurück (und akzeptieren hohen Kranken- und Todesfallzahlen), dann wird sich die Weltwirtschaft zügig vom Corona-Stillstand erholen.
Die Finanzmärkte scheinen die Normalisierung schon einzupreisen. Außerdem tritt der übliche "Gewöhnungseffekt" ein. Mittelfristig ist klar, dass die Wirtschaften wieder anlaufen werden. Das Problem ist eher, dass die langfristigen Folgen dennoch schwer abschätzbar bleiben. Insbesondere einige Branchen wie Verkehr (Luftfahrt) und Tourismus könnten auch länger leiden. Das hängt schlicht davon ab, wie schnell die Menschen Corona vergessen und wieder mobil werden. Darum bleibt noch abzuwarten, wie sich die Gewinne der Branchen und Unternehmen im Jahr 2020 entwickeln. Etliche verlorene Umsätze werden nicht nachgeholt. Welche Aktien also fundamental teuer oder preiswert sind, wird sich erst in zwei, drei Monaten zeigen.
Märkte haken Corona ab
Die Börsen haken das Virus dennoch schon ab. Die Verkaufspanik der Zitterigen ist vorüber, langfristig starke Hände haben die Börsen aufgefangen. Dann kamen die Trader und haben die hohen Schwankungen genutzt. Das ist ein übliches Krisen-Muster an den Börsen. Die Märkte werden von zum Teil sehr kurzfristig agierenden Anlegern bewegt. Sie sind momentan vornehmlich technisch und nicht fundamental getrieben.
Viele institutionelle Investoren würden zwar durchaus gern einsteigen, können es aber wegen der hohen Volatilität noch nicht. Deren Risikoampeln stehen wegen der Kursschwankungen noch mindestens auf Gelb. Erst wenn sich die Ausschläge etwas beruhigt haben und einzelne Aktien nicht mehr Tagesschwankungen von 10% oder mehr aufweisen, dürfen Adressen wie Pensionsfonds oder auch Stiftungen wieder zugreifen.
Institutionelle warten auf ihre Einstiegschance
Darum ist zu erwarten, dass die technische Bärenmarktrally zunächst ausläuft. Dann werden Trader einen Teil ihrer Gewinne realisieren (immerhin +30% im DAX seit dem Tief). Das wird die Märkte noch einmal drücken. Einen Rückfall auf die alten Tiefs erwarten wir jedoch nicht. Dafür stehen zu viele Investoren an der Seitenlinie und warten auf eine Einstiegsgelegenheit.