Energieversorger E.ON und RWE
Mit den Kursen der Energieversorger geht es bergab. "Schuld" ist ein Machtkampf mit Wirtschaftsminister Gabriel.
ISIN E.ON: DE 000 ENA G99 9 | Kurs: 7,51 Euro| ISIN RWE: DE 000 703 712 9 | Kurs: 10,82 Euro| Stand: 17.9., 12 Uhr
Deutschlands Energieversorger E.ON und RWE sind an der Börse im Ausverkauf. Binnen vier Wochen hat die Aktie von E.ON rund 37% an Wert verloren. Bei RWE summiert sich der Verlust seit Anfang August auf mehr als 40%. Seit Jahresbeginn sind die Titel mit knapp 60% (RWE) bzw. knapp 50% (E.ON) im Minus. Diese Kursverläufe erwecken den Anschein, als machten E.ON und RWE gleich das Licht aus. Genau das wird nicht geschehen. Der Kursrutsch hat natürlich einen Grund: Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat den Konzernen mit dem „Nachhaftungsgesetz“ den Weg versperrt, die Atom-Sparte abzuspalten. Eine Begrenzung der zeitlich und finanziell unendlichen Haftung ist damit vom Tisch. Die nur schwer kalkulierbaren Kosten bleiben bei den Konzernen. Hinzu kommt ein aktuelles Gutachten, das den Versorgern eine gigantische Lücke von 30 Mrd. Euro bescheinigt. Pikant bei dem Gutachten: Erstens ist es vorläufig. Zweitens ist es von Wirtschaftsprüfern erstellt, die noch vor Jahresfrist die Rückstellungen der Energiekonzerne als ausreichend bewertet haben. Drittens rechnen die Wirtschaftsprüfer „im schlimmsten Szenario“ mit negativen Zinsen auf die Rückstellungen der Unternehmen. Um es klar zu sagen: Die von den Konzernen veranschlagten 4,7% Verzinsung sind nicht zu schaffen. Eine negative Verzinsung, wie sie die Gutachter jetzt aufgrund „diverser Annahmen“ kalkulieren, entspricht aber auch nicht der Realität. Ebenfalls wichtig zu wissen: Das Gutachten wurde von der Bundesregierung in Auftrag gegeben und nur das Worst-Case-Szenario hat den Weg in die Öffentlichkeit gefunden – zumindest soweit wir das wissen. Worum geht es also eigentlich? Die Energiekonzerne bleiben weiter Spielball der Politik. Im Kern geht es Gabriel darum, seine Verhandlungsposition für den Atomausstieg zu verbessern. Er weiß, dass er ohne die Energiekonzerne nicht weiterkommt. Gehen die Versorger unter der Last des Atomausstiegs Pleite, wird der Staat zum Konkurs-Verwalter. Dann muss der Steuerzahler die Ausstiegskosten unbegrenzt tragen. Genau das sollte mit dem Nachhaftungsgesetz ja verhindert werden. Bleibt nur ein gangbarer Ausweg: Es muss einen für beide Seiten dauerhaft tragfähigen Kompromiss geben. Das könnte ein Staatsfonds oder eine Stiftung sein (ausführlich haben wir dazu im FUCHSBRIEF berichtet, siehe: www.fuchsbriefe.de). Dabei spielt es der Politik klar in die Hände, wenn die Stromkonzerne vermeintlich untragbare Kosten vor der Brust haben. Denn dann müssen sie voraussichtlich mehr Kapital oder Unternehmensteile in die „Staatslösung“ einbringen. Dieser Machtkampf wird derzeit auch über die Börse ausgetragen. Die Unsicherheit ist extrem und wird instrumentalisiert. Investoren trennen sich z. B. auch von RWE, weil die Aktie ab Montag (21.9.) nicht mehr im Eurostoxx 50 gelistet sein wird. Das kostet Milliarden. Diese können aber auch sehr schnell wieder als Kursgewinne entstehen. Politik und Konzerne werden sich auf eine tragbare Dauerlösung einigen. Eine Pleite ist kein Weg. Dabei kann auch Gabriel nur verlieren. Die Kurse werden weiter sehr volatil sein. Die fundamentalen Bewertungen sind aber gut (siehe Kästen).Empfehlung: Der Ausverkauf ist mittelfristig eine große Chance. Kaufen.