Die Aufwärtsdynamik an den Aktienbörsen wird immer zäher. Die Gründe dafür haben wir Ihnen schon in den vergangenen drei Wochen ausführlich analysiert. Nun kommt als Unsicherheitsfaktor noch die Notenbank in Japan hinzu. Sie wissen: Die Geldhüter in Tokio kaufen seit geraumer Zeit auch Aktien. Diese Käufe wickeln sie über börsengehandelte Indexfonds (ETF) ab. Inzwischen hält die Bank of Japan (BoJ) immerhin 6% aller Aktien des Nikkei. Außerdem haben sich bereits über 50% aller japanischen Staatsanleihen im Portfolio der BoJ angesammelt.
In Japan wird nun darüber spekuliert, dass die Geldhüter ihren vor langer Zeit eingeschlagenen Weg verlassen könnten. Die nächste Notenbanksitzung findet im März statt. Dann endet auch das Fiskaljahr in Nippon. Wir hören aus dem Land, dass die Notenbank bereits eine "Feinjustierung der Geldpolitik" avisiert hat und hatten in FUCHS-Devisen vom 5.2. schon darauf hingewiesen.
Kurswechsel der Geldhüter in Japan
Die geldpolitische Debatte in Japan lässt uns aufhorchen, denn ein solcher grundlegender Richtungswechsel dürfte den Märkten sanft kommuniziert und damit avisiert werden, damit sie auf dem hohen Niveau nicht "erschrecken". Immerhin hat der Nikkei den höchsten Stand seit drei Jahrzehnten erklommen und hat sein Allzeithoch von fast 40.000 Zählern schon fast in Schlagdistanz.
Die japanische Notenbank wird zwar nicht vollständig aus den ETF-Käufen aussteigen, sie wird aber selektiver zugreifen. Beobachter vermuten, dass die BoJ künftig zu einem flexiblen Kaufmechanismus übergehen wird. Sie würde dann Aktien über ETF vor allem in Kursabschwüngen kaufen zugleich aber ihre Käufe bei steigenden Kursen reduzieren. So ist die Einschätzung von Naoki Kamiyama, Chief Strategist bei Nikko Asset Management. Eventuell könnten die Geldhüter Aktien bei deutlich steigenden Kursen sogar wieder vorsichtig abgeben.
BoJ verknappt Liquidität
Für die Aktien würde das eine signifikante Liquiditätsverknappung bedeuten. Das Aufwärtspotenzial der Aktienbörsen wird dadurch weiter begrenzt und wieder "echten" Käufern überlassen. Die Währungshüter in den USA und Europa, aber auch in anderen Ländern, werden den japanischen Vorstoß genau beobachten. Immerhin kaufen inzwischen etliche Notenbanken direkt Aktien (darunter z. B. auch die der Schweiz).
In Kombination mit den bereits geschilderten Bremsfaktoren für die Aktienbörsen ist jetzt Vorsicht die Mutter der Porzellankiste. Den US-Tech-Titeln geht ein wenig die Puste aus. Insgesamt haben die Börsen eine starke Sommererholung der Konjunktur schon längst eingepreist. Jetzt muss die Wirtschaft liefern. In Deutschland wurde aber der Lockdown gerade nochmal verlängert - inklusive wirtschaftlicher und finanzieller Folgen.