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Erzwungene Neuausrichtung der Wirtschaftsbeziehungen

EZB wendet sich von Wende ab

Die Skyline des Bankenviertels in Frankfurt am Main. © Michael Zegers / imageBROKER / picture alliance
Der Ukraine-Krieg tobt jetzt eine Woche - und insbesondere Europa muss seine wirtschaftlichen Beziehungen völlig neu sortieren. Das wird mit Hochdruck umgesetzt, der Kontinent stürzt in einen wirtschaftlichen Kalten Krieg. Der wird sehr teuer und lange dauern. An der Börse wird das größere Umschichtungen auslösen. Kurzfristig gibt es aber andere Einflussfaktoren.
Seit einer Woche tobt der Krieg in der Ukraine - und inzwischen ist allen Beobachtern klar: Jetzt geht es ans Eingemachte. Der Krieg wird sehr teuer, militärisch, politisch und wirtschaftlich. Die Börsen haben sich nach dem ersten Kriegs-Schock gefangen. 

Der DAX ist relativ zur US-Börse Dow Jones natürlich deutlich schwächer. Der DAX musste bis auf 13.700 Punkte zurück. Das ist ein charttechnisch wichtiges Niveau. Der Dow Jones war schon bis 32.000 Punkte abgetaucht, hat sich aber auch bereits wieder kräftiger erholt. Die Auswirkungen des Krieges auf die US-Wirtschaft sind geringer, als auf die europäische. Außerdem ist die USA "weit weg", im Vergleich zu Europa als viel größerer Kapitalmarkt darum auch noch eher ein sicherer Hafen.

USA und Dollar relativ stärker

Der US-Dollar spiegelt die Flucht in Sicherheit wieder. Er ist gegenüber dem Euro wieder auf 1,11 EUR|USD abgeschmiert. Das dürfte auch noch nicht das Ende der Bewegung gewesen sein. Schließlich zieht der sichere Hafen Kapital an, das auch noch auf die Perspektive steigender US-Zinsen setzen kann. Parallel dazu zieht der Schweizerische Franken kräftig an. Er wird als erster Währungsfluchthafen in Europa angelaufen. Denn auch die Rückkehr zur Einhaltung der EU-Schuldenregeln wird erneut verschoben. Der Krieg beschleunigt die Schulden-Spirale. Das wird den Euro auch langfristig schwächen.

Die Europäischen "Geldhüter" dagegen beginnen bereits mit der Wende von der Wende. Die Anzeichen verdichten sich jedenfalls, dass die EZB ihre angekündigte Straffungspolitik aufschieben wird. Das wird - im Verbund mit dauerhaft und deutlich steigenden Rohstoffpreisen und erneut wachsenden Problemen vor allem in den europäischen Lieferketten - die Inflation noch einmal besonders anschieben. Das steckt in den jüngsten Inflationszahlen (5,8% in Europa) noch gar nicht drin.   

Wirtschaftliche Eiszeit in Europa

Für Europa droht jetzt zumindest vorübergehend das Risiko einer Stagflation. Steigenden Preisen und Zinsen steht eine stagnierende Wirtschaft gegenüber. Die ersten Produktions-Stopps (z.B. der Autoindustrie) deuten das bereits an. Wir erwarten für die kommenden beiden Monate auch einen Rückgang des Verbrauchervertrauens und ein Absacken der Stimmung der Unternehmenseinkäufer. Der Stimmungsknick und die steigende Inflation sind psychologisch bittere Pillen.

Das Stagflations-Risiko wird auch politisch akut forciert. Dem teilweise politisch erzwungenen Rückzug vieler Firmen aus Russland (BP, Shell usw.) folgen viele weitere Firmen, die ihre Wirtschaftsbeziehungen zu Russland mindestens vorübergehend einstellen. Das "verengt" Kapazitäten, treibt die Preise. Und es wird Gegenmaßnahmen auslösen. Den Sanktionen folgen Gegensanktionen. Das führt auch wirtschaftlich und finanziell zu einem neuen Kalten Krieg in Europa. Der wird etliche Monate, vielleicht sogar Jahre andauern. Europa wird durch den Ukraine-Krieg einen hohen Wohlstandsverlust erleiden.

Erzwungene Neuausrichtung der europäischen Wirtschaft

Infolge des Ukraine-Krieges werden sich viele Beziehungen und Branchen grundlegend neu sortieren. Das wird noch eine gewisse Zeit dauern, ist in Ansätzen aber schon erkennbar (z.B. Energiesektor). Erst in einem Zustand einer neuen militärischen und politischen Stabilität wird die Börse wieder auf ihren langfristigen Aufwärtstrend einschwenken. Bis dahin bleibt das Umfeld extrem unsicher und volatil. Das können schnelle Trader nutzen. Strategen kaufen in den großen Indizes an den jüngsten Unterstützungen (DAX 13.800, Dow 33.000). Die nächsten unteren Etagen liegen im DAX bei 13.100, im Dow bei 32.000 Punkten. 

Hinweis

Die Rüstungsbranche wird zweifelsfrei langfristig vom Ukraine-Krieg profitieren. Wir investieren dennoch nicht in sie und haben dazu schon seit vielen Jahren einen klaren Standpunkt (mehr dazu hier).
Fazit: Die Börsen sind weiter im Kriegs-Modus, wenn auch gerade mit etwas weniger Nervosität. Die Kurse schwanken kurzfristig deutlich stärker und News-getrieben. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Börsen ihre Kriegs-Verlaufstiefs noch nicht gesehen haben. Gold und Silber bleiben gefragt.
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