Die Lage an den Börsen wird kippelig. Das zeigt die Reaktion der Aktienmärkte auf das Geldgeschenk der US-Notenbank. Die Fed hat angedeutet, die Leitzinsen noch bis ins Jahr 2023 nahe Null zu halten. Der Zins ist damit für die nächsten Jahre praktisch abgeschafft. Zusammen mit der Fed-Aussage, auch bei einem Anziehen der Inflation nicht sofort einzugreifen ist das ein ideales Umfeld für Aktien.
Die Geldpolitik schafft ein Traum-Umfeld für Aktien. Historische Vergleiche zeigen, dass Aktien bei einer leichten Inflation überproportional gut laufen. Bei hohen Inflationsraten über 5% scheiden Aktien dagegen nicht so gut ab. Der Grund dafür ist, dass die Notenbanken dann die Zinsen anziehen. Im absehbaren Umfeld wird es diesen bremsen Einfluss von Zinserhöhungen aber gerade nicht geben.
Irrationale Enttäuschung über die Fed
Dennoch sackten die Aktienkurse nach dem Fed-Entscheid kräftig durch. Wenn die Investoren aber darüber enttäuscht sind, dass es in den kommenden drei Jahren keine Zinsen gibt, dann zeigt sich daran, wie sehr die Börsen sich schon an das billige Geld im Überfluss gewöhnt haben. Und wie sehr sie davon abhängig sind. Wir fragen uns. Was hätte die Fed ankündigen sollen, damit die Börsen zufrieden sind: Zinsfreiheit für 10 Jahre? Noch mehr Liquidität? Beides ist illusorisch - zumindest angesichts der sich verfestigenden Konjunktur.
Das zeigt uns, dass es inzwischen einige größere Adressen gibt, die auch mal "Geld vom Tisch" nehmen. Das sind taktische Gewinnmitnahmen. Denn seit dem Corona-Tief ging es ja kräftig aufwärts. Nun neigt sich das Jahr dem Ende zu, die US-Wahl und damit etwas größere Unsicherheit steht an und die Aufwärtsdynamik an den Börsen lässt in der Nähe der alten Hochs etwas nach und weicht der Vorsicht. Neue Kurstreiber sind auch nicht in Sicht. Fundamental könnten sie nur von kräftigen Konjunkturzahlen kommen. Und die Impfstoff-Phantasie könnte die Börse eventuell noch treiben.
Taktische Gewinnmitnahmen gefährden den Aufwärtstrend
Wir halten unsere Einschätzung aufrecht: Die Börsen müssen jetzt erst beweisen, dass der Aufwärtstrend weiter Bestand hat. Für die Leitbörse Dow ist das kritische Kursniveau 27.000 Punkte. Im S&P 500 sind es ungefähr 3.250 Zähler. Schließen die Börsen darunter, haben die Märkte zunächst ein Top ausgebildet. Dann erwarten wir eine Korrektur von mindestens 10%. Strategisch bleibt das Bild unverändert positiv für Aktien. Korrekturen in Richtung der langfristigen Aufwärtstrends, abgebildet durch die 200-Tagelinie, sollten daher zum Einstieg genutzt werden.