Finanzmärkte: Geldschleusen auf!
Erst die EZB, dann die Fed - und in in dieser Woche überrascht die People`s Bank of China (PBoC) mit einer ungewöhnlich starken Lockerung ihrer Geldpolitik. Der einjährige Zinssatz der mittelfristigen Kreditfazilität (MLF) wurde von 2,3 auf 2,0% gesenkt. Diese Senkung ist die größte seit die PBoC dieses geldpolitische Instrument zur Steuerung der Marktzinsen im Jahr 2016 eingesetzt hat.
Auch weitere geldpolitische Lockerungen in der Volksrepublik dürften folgen. Bereits am Dienstag hatte Chinas Notenbank-Gouverneur Pan Gongsheng angekündigt, dass der einwöchige Reverse-Repo-Satz „bald“ um 0,20 Prozentpunkte auf 1,5% gesenkt werden dürfte.
China stützt seine Wirtschaft massiv
Die Zinssenkungen in China sind Teil eines umfassenden Programms zur Stützung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Das ungewöhnlich umfangreiche Stützungspaket umfasst neben Zinssenkungen, die vor allem Immobilienkredite günstiger machen sollen, auch eine Kapitalspritze für die sechs größten Geschäftsbanken im Reich der Mitte.
Parallel dazu senkte heute (Donnerstag) auch die Schweizerische Notenbank (SNB) ihren Leitzins auf 1% ab. Die Notenbanken reagieren mit dem Lockerungen auf das Nachlassen der Inflation und wollen zugleich der schwächelnden Wirtschaft unter die Arme greifen.
Fed wird Zinsen weiter schnell nach unten schieben
In den USA dürften die Zinsen ebenfalls weiter zügig nach unten geschleust werden. Darauf deutet jedenfalls der Zinsterminmarkt hin. Der signalisiert für die nächste Zinssitzung Anfang November einen zweiten großen Schritt (-50 BP) mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 61%.
An den internationalen Aktienmärkten sorgt die neue Geldflut für Kauflaune. Dow Jones und S&P 500 sind in dieser Woche auf neue Allzeithochs geklettert. Auch der DAX kann sich nun deutlicher von der 19.000 Punkte-Marke lösen und betritt charttechnisches Neuland. Denn mit den erfolgten und angekündigten Zinssenkungen bleiben Aktien auf Sicht weiter „alternativlos“. Die neuen Hochs an den Märkten dürften zudem weitere Käufer anlocken. Selbst die lange vernachlässigten Nebenwerte werden jetzt wieder entdeckt.
Gold, Silber und Kryptowährungen sind Fluchthäfen
Im Gespräch mit Börsenhändlern ist dabei auch Angst zu spüren. Allerdings ist es nicht die Sorge vor Kursverlusten, sondern die Angst, bei der Rallye nicht dabei zu sein. Die FOMO (fear of missing out) wird die Kurse wohl noch weiter treiben. Wer dem Kursaufschwung und der Geldpolitik nicht traut, flüchtet sich dagegen in Gold, Silber oder Kryptowährungen. Der Goldpreis klettert an der Fahnenstange von einem Rekordhoch zum nächsten und hat allein in diesem Jahr bereits um knapp 30% zugelegt. Silber hat sich in dieser Woche ebenfalls deutlich verteuert und notiert nur noch knapp unterhalb des Jahreshochs von 32,52 USD/Unze.