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Fed hat falschen Fokus

Geld-Zügel sind viel zu locker

Die US-Notenbank Fed gießt noch länger Öl ins Feuer. Das hat sie gestern (Mittwoch) auf ihrer Notenbanksitzung beschlossen. Trotz sehr guter Aussichten für die US-Konjunktur und den noch zusätzlich erwarteten Verstärkungseffekten durch das Biden-Paket im Umfang von 1,9 Bio. US-Dollar lassen die Währungshüter die Zins-Zügel schleifen.
Obwohl für die USA ein starkes BIP-Wachstum in diesem Jahr zu erwarten ist, belässt die Fed die Zinsen unverändert bei Null. Auch ihre Anleihekäufe im Volumen von 120 Mrd. Dollar pro Monat setzten die "Geldhüter" völlig unvermindert fort. Sie kündigten sogar an, dass diese Zins-Politik bis 2023 so beibehalten wird. Die Börsen feiern die Marschroute. Im Dow ging auf über 33.000 Zähler nach oben. Auch der Goldpreis zog an. Die erste Marktreaktion ist aber falsch. Kurzfristig mögen die Unternehmen und somit auch Aktienkurse nochmal einen Boost bekommen.

Die Börsen fokussieren momentan nur auf den kurzfristigen politischen Einfluss der Fed. Die kann aber den Markt nicht langfristig manipulieren und bändigen. Wir sind überzeugt: Wir stehen jetzt gerade am Anfang der Phase, in der sich die ersten großen Akteure gegen die Fed positionieren. Denn es wird immer klarer, dass das "Spiel" der "Währungshüter" endlich ist. Ein Blick auf die Renditen als "Beweis". In den USA rentiert die 10-jährige Anleihe mit 1,72%. Die Inflation liegt bei 1,7%. Der Realzins ist also inzwischen leicht positiv. Das wird sich fortsetzen und etliche Kalkulationen verändern.

Verantwortungslos riskante Geldpolitik

Wir sind auch davon überzeugt, dass das keine verantwortliche Geldpolitik mehr ist. Die Fed argumentiert, sie müsse die Bedingungen locker halten, um die "wirtschaftliche Erholung zu stützen". Sie erwartet aber ein sattes BIP-Wachstum von 6,5%, bei einer Arbeitslosenquote von nur 4,5%. Eine Wirtschaft, die bei derart starkem Wachstum keine Vollbeschäftigung schafft, hat strukturelle Probleme. 

Der Fokus der Fed liegt zurzeit vor allem auf dem Arbeitsmarkt. Die Notenbank strebt weiter Vollbeschäftigung und Preisstabilität an. US-Notenbankchef Jerome Powell verweist explizit darauf, dass die Zahl der Arbeitslosen in den USA noch immer hoch sei. Gut 10 Millionen Amerikaner müssten noch "in Lohn und Brot" gebracht werden. Die dynamische Konjunkturentwicklung spricht aber strukturell dafür, dass es dafür viele Impulse gibt.

US-Arbeitsmarkt komplett verzerrt

Die Notenbank blendet dabei aber aus, dass der US-Arbeitsmarkt durch das Helikopter-Geld aus Washington stark verzerrt ist. Noch nie gab es in den USA derart üppige staatliche Gelder für in Krisen arbeitslos gewordene Menschen. Insbesondere in der Corona-Krise gab es das Phänomen, dass viele, die seit Jahren nicht arbeitssuchend (in den USA damit also statistisch nicht arbeitslos) waren, sich arbeitslos gemeldet haben, um diese staatlichen Hilfsleistungen zu bekommen. Der Arbeitsmarkt dürfte noch zum Inflationsturbo werden. Denn auch der politische Druck in Richtung einer deutlichen Erhöhung des Mindestlohnes wird noch preissteigernde Effekte haben.     

Wer die Zügel in einer solchen Situation dauerhaft so schleifen lässt, darf sich nicht wundern, wenn einem der Gaul irgendwann durchgeht. Die Fed konzentriert sich zu stark auf den Arbeitsmarkt und unterschätzt darum die bereits ausgelösten Inflationseffekte. Springt der Arbeitsmarkt an, werden wir den Inflationsturbo sehen. Dann wird die Fed heftig reagieren oder die Inflationsraten überschießen lassen müssen.

Fazit: Robuste Konjunktur, geringe und sinkende Arbeitslosigkeit, politischer Lohndruck, steigende Rohstoffpreise, andauernd satte Liquiditätsversorgung, teure Aktien und steigende Renditen. Der Markt sieht, was die Fed nicht sehen will. Die Frage ist nur: Wann hat der Markt Recht[unbounded value] Lassen Sie sich vom steilen Zug die Fahnenstange hinauf nicht zu großen Käufen hinreißen. Das Parkett wird zu heiß.

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