Die Ausweitung der Ukraine-Krise zu einer Ukraine-Russland-Krise lastet – neben den Konfliktherden in Nahost – inzwischen schwer auf den globalen Finanzmärkten. Vor allem konjunkturreagible Werte und Aktien mit starkem Russland-Bezug werden ohne Rücksicht auf Verluste aus den Depots verkauft. Insbesondere deutsche Dividendenpapiere verloren in der abgelaufenen Handelswoche deutlich. Der DAX musste seinen größten Wochenverlust in diesem Jahr einstecken. Binnen weniger Handelstage verlor der deutsche Leitindex rund 600 Punkte oder mehr als 6%.
Daneben machen Gewinnwarnungen und Prognosesenkungen großer DAX- und MDAX-Konzerne den Börsianern das Leben schwer. Nachdem im Juni bereits die Deutsche Lufthansa AG mit einer Prognosesenkung die Investoren verunsicherte, warnte in der letzten Woche auch der Sportartikelhersteller Adidas vor einer Verschlechterung des Geschäfts. Das Unternehmen geht nicht mehr davon aus, die selbst gesteckten Ziele für 2014 zu erreichen. Wachsende Probleme auf dem russischen Markt und größer als erwartete Schwierigkeiten im Geschäft mit Golf-Ausrüstungen veranlassten den Konzern zur Revision seiner Umsatz- und Ergebnisziele. In Folge brach der Kurs der Adidas-Aktie innerhalb von drei Handelstagen um mehr als 20% ein.
Der im MDAX gelistete Baukonzern Bilfinger revidierte bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen seine Umsatz- und Gewinnaussichten. Bereits Anfang Juli hatte Bilfinger seine Ziele für das Gesamtjahr zurück genommen. Nach einem unerwartet hohen Verlust eines Südafrika-Projekts kappte die Bilfinger-Führung erneut die Jahresprognose und kündigte zudem den Abschied von Vorstandschef Roland Koch an. Bilfinger-Aktien verloren nach diesen Nachrichten rund 10%.
Auch an den US-Märkten werden die Anleger vorsichtiger und kassieren ihre aufgelaufenen Buchgewinne ein. Sah es vor kurzem noch so aus, als könne sich der amerikanische Aktienmarkt den europäischen Kursverlusten entziehen, sorgen nun bessere Wirtschaftsdaten für aufkommende Zinsängste jenseits des Großen Teichs. Sollte die US-Wirtschaft ihre Erholung schneller als erwartet fortsetzen, befürchten einige Marktteilnehmer eine schnellere Zinsanhebung in den USA als bislang kommuniziert. Auch wenn sich das Wochenminus mit 3% im Vergleich zum Eurostoxx oder DAX noch verhalten ausnimmt, wirkt auch der amerikanische Aktienmarkt derzeit angeschlagen. Die EZB verzichtete heute darauf, ein eigenes Anleihenkaufprogramm aufzusetzen oder auch nur konkret anzukündigen.
Fazit: Schneller als erwartet hat die Stimmung am Aktienmarkt gedreht. Die monatelang andauernden Kurssteigerungen getrieben durch hohe Liquidität und sinkende Zinsen scheinen erst einmal vorbei zu sein. Erholungsversuche verpuffen derzeit. Solange der Markt keinen Boden findet, sollten neue Käufe nur unter größter Vorsicht erfolgen. Die geringe Marktliquidität der Sommermonate lässt weiterhin höhere Schwankungen, vor allem bei Einzeltiteln, vermuten.