Jetzt läuft die Corona-Rally
Die Börsen laufen wie im Lehrbuch. Nach dem Crash, an dem auch die geringe Marktliquidität eine große Mitschuld trägt, hat sich der Markt zunächst gefangen. Im DAX wurde die Marke von 8.000 Punkten mehrfach getestet – und zunächst verteidigt.
Geholfen haben dabei die erwartungsgemäß verteilten Hilfspakete von Notenbanken und Politik. In allen wichtigen Volkswirtschaften versuchen diese beiden Akteure, das Corona-Virus mit der „Geld-Bazooka“ zu bekämpfen. Das stützt kurzfristig die Märkte und die Unternehmen, schafft aber langfristig auch neue Probleme (Stichwort: Verschuldung).
Erst der Crash, dann die Rally
Dem Corona-Crash folgt nun die Corona-Rally (vgl. FK vom 5.3.). Denn der erste Schock über den Shutdown ist verarbeitet und viele nervöse Anleger sind aus dem Markt gefallen. Mit der Rückendeckung der Notenbanken verringern sich die Liquiditätssorgen, der akute Verkaufsdruck lässt nach. Das ermutigt auch die ersten Schnäppchenjäger, wieder in den Markt einzusteigen.
Wir gehen davon aus, dass der Markt auch weiter dem typischen Lehrbuch-Muster eines „Crash-Musters“ folgen wird. Daher rechnen wir damit, dass sich die momentane Erholungs-Rally noch ein Stück fortsetzen wird. Diese hat das Potenzial, den DAX noch bis 10.800 Punkte zu führen. Der Dow könnte es bis 23.000 Punkte nach oben schaffen.
Ein wenig Luft nach oben ist noch
Der Erholungs-Rally wird dann aber zunächst wieder die Luft ausgehen. Denn sie ist stark technisch und von Tradern getrieben. Die können viel Geld mit der hohen Volatilität verdienen. Wer bei 8.000 Punkten in den DAX eingestiegen ist, der kann jetzt schon wieder einen stattlichen Gewinn verbuchen. Allerdings werden diese Trader ihre Gewinne auch schnell wieder mitnehmen.
Langfristig bleibt ohnehin die fundamentale Entwicklung der Weltwirtschaft für die Börsen relevant – und hier stehen der Welt vermutlich noch einige negative Überraschungen bevor. Denn der Shutdown der Volkswirtschaften wird der Ausbreitung des Virus um den Globus folgen.
Das Muster des globalen Shutdown
In China scheint die Lage inzwischen weitgehend stabil. Die Abschottung wird flächendeckend aufgehoben, die Industrieproduktion wieder hochgefahren. Europa dürfte gegen Anfang Mai so langsam wieder aus dem Stillstand erwachen. Die USA werden dagegen vermutlich noch etwas länger stillstehen. Es sei denn, US-Präsident Donald Trump hält an seiner Vision fest, die Einschränkungen in den USA schon nach Ostern wieder zu lockern. Dann steht allerdings zu befürchten, dass die USA noch lange mit dem Virus zu kämpfen haben werden. Und fraglich bleibt dann auch noch, ob sich für diesen Fall nicht andere Länder und Kontinente gegenüber den USA abschotten.
Wir rechnen mit einem baldigen Auslaufen der ersten Corona-Rally. Diese ist vor allem durch Marktechnik und Trading ausgelöst. Bleibt es beim typischen Verlauf, werden die Märkte hoch volatil bleiben, noch einmal kräftig fallen und ihre jüngsten Tiefkurse testen. Ob sie halten, wird davon abhängen, wie sich die Fundamentaldaten entwickeln.