Konjunktursorgen und Inflationshoffnungen
Die Finanzmärkte starten mit einer Inflations-Überraschung ins Börsenjahr 2023. Die Inflationsrate in Deutschland ist rückläufig – und das überraschend deutlich. Sie sank von 10% im November auf 8,6% im Dezember. Dennoch lösten die Zahlen keine Börsen-Euphorie aus. Dahinter dürfte stecken, dass die rückläufige Inflation auch darauf hindeutet, dass sich die Konjunktur spürbar abkühlt - und das könnte für Aktien noch ein Problem werden.
Die Aktienbörsen müssen zu Jahresbeginn 2023 mit einer unbequemen Realität klarkommen. Der Schwung der globalen Wirtschaft lässt nach (trotz Lockerungen in China, deren belebende Wirkung erst mit Verzögerung wirken wird). Das bremst zwar die Inflation aus.
Fed bremst Hoffnungen auf Zinswende nach unten
Zugleich ist aber klar, dass die Notenbanken in den USA und Europa die Leitzinsen weiter erhöhen werden. Das hat gerade das neu veröffentlichte Protokoll der US-Notenbank erneut untermauert. Dem ist zu entnehmen, dass die Fed erwartet, dass die Inflation trotz jüngst rückläufiger Tendenzen doch "hartnäckiger und langfristiger" hoch bleibt. Darum wird im Fed-Protokoll auch eine weitere Zinsstraffung signalisiert (FK vom 22.12., FD vom 23.12.). Die Spekulation der Marktteilnehmer, die Fed könnte die Zinsen schon Mitte 2023 wieder senken, dürfte sich damit früher oder später in Luft auflösen und Aktien unter Druck setzen.
Für Aktien ist das Umfeld weiterhin unbequem. Denn die Bewertungen sind nach trotz der Kursrückgänge im Jahr 2022 wie vor hoch. Anleger werden 2023 sehr klar zwischen Branchen differenzieren müssen. FUCHS-Kapital gewichtet weiter Branchen hoch, deren Unternehmen wenig konjunktursensibel sind, die hohe Cashflows und eine gewisse Preissetzungsmacht haben. Dazu zählen Versorger, Rohstoff- und Telekom-Unternehmen, Tourismus-Nachzügler und im Umfeld steigender Zinsen auch Banken. Im Gegenzug werden Anleihen im Jahresverlauf selektiv Chancen bieten (vgl. S.2).
Euro vor starkem Jahr
Mit Blick auf die globale Gewichtung der Anlageklassen und Anlageregionen haben wir schon im Oktober unser Portfolio strategisch leicht umgeschichtet (vgl. Grafik). Per Januar halten wir diese Vermögensallokation für das erste Quartal bei. Strategisch sollten Anleger die Währungsentwicklung im Blick behalten. Nachdem wir im vorigen Jahr den Dollar favorisiert und höher gewichtet hatten, weil wir den US-Zins-Sprint antizipiert hatten, erwarten wir nun einen Umschwung zugunsten des Euro (vgl. S.4).
Fazit: Im 1. Quartal sucht die Börse Orientierung zwischen Konjunktursorgen und den Hoffnungen auf weiter rückläufige Inflationszahlen. Zudem bleibt die Hoffnung auf zunehmenden China-Schwung. Alles in allem sind Aktien dennoch vergleichsweise teuer. Wir gehen davon aus, dass es mehr Abwärts- als Aufwärtspotenzial bis ins Frühjahr gibt.
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