Korrektur oder Anfang des Crash?
Korrektur oder Crash-Beginn – das ist die Frage, die sich gerade fast alle Anleger stellen. Momentan handelt es sich noch um eine rein technische Korrektur. Fundamental haben sich die Daten nicht verändert. Die Unternehmenszahlen sind gut, die Konjunktur dies- und jenseits des Atlantiks stabil.
Ein wachsendes Risiko geht vom Zinsanstieg aus – darum intervenieren die Notenbanken mit Worten. Die US-Renditen nähern sich der Marke von 3%. Auch die Zinsen in Europa steigen. Die Inflationsdaten spiegeln das noch nicht wider. Auch die Notenbanken haben bereits vorsorglich signalisiert, ihre angekündigten Geldpolitiken nicht überraschend ändern zu wollen.
Bank of Japan und EZB halten an Geldpolitik fest
Die Bank of Japan hat sich als erste zu Wort gemeldet. Sie signalisierte prompt ein Festhalten an ihrer lockeren Geldpolitik. Auch die EZB ist heute (Donnerstag) nachgezogen. Die Anleihenkäufe werden erst beendet, wenn die Inflationsraten anziehen.
Diese Worte sollen die Märkte beruhigen, sie können aber über einen Zins-Trugschluss nicht hinwegtäuschen. Auch wenn die Notenbanken die kurzfristigen Zinsen am Boden anpflocken, kann der Markt die langfristigen Renditen weiter kräftig nach oben treiben. Sie können somit ein Niveau erreichen, das Anleihen wieder zu einer Anlagealternative zu Aktien werden lässt.
In den USA ist der extrem stark angezogene Kredit-Hebel deshalb ein zusätzliches Risiko. Fallen die Aktienkurse weiter, dürften einige Adressen massiven Verkaufsdruck bekommen, weil ihre Aktien als Kreditsicherheiten nicht mehr ausreichen. Können sie dann die unausweichlichen Margin-Calls nicht bedienen und frisches Kapital nachschießen, werden die Aktien zwangsverkauft. Das kann eine Abwärtsdynamik auslösen, die deutlich heftiger ist als der jüngste Kursrutsch.
Den DAX trifft es am härtesten
Charttechnisch sind die Börsen in zwei Welten unterwegs. Die US-Börsen und der Nikkei sehen charttechnisch noch viel besser aus als der DAX. Auch dort gibt es noch weiteres Korrekturpotenzial. Allerdings sind die langfristigen Aufwärtstrends sowohl im Dow, als auch im S&P 500 oder im Nasdaq-Index und im Nikkei 225 noch sehr viel stabiler als der DAX.
Die reduzierten Kurse sind als erstes Einstiegsniveau schon wieder attraktiv. Viele Profis haben in den vergangenen Tagen zum Kaufen „getrommelt". Eine der größten Adressen war Blackrock, die wohl an jedem DAX-Unternehmen signifikante Anteile halten. Helfen dürfte hier auch, dass der Euro seine Klettertour zunächst abgebrochen hat. Der Rückschritt in Richtung 1,22 EUR/USD stützt die deutsche Börse.
Ein Kauf-Signal sendet auch der Goldpreis. Der ist auch während der heftigen Korrektur kaum gestiegen, fällt jetzt sogar zurück. Hier fließt wieder Geld aus Sicherheit ins Risiko.
Fazit: Die Frage – Korrektur oder Crash-Beginn – ist noch nicht klar beantwortet. Wir rechnen fest damit, dass der DAX seine Kraft bei 12.000 Punkten erneut unter Beweis stellen muss. Die Chancen, dass der Boden hält, schätzen wir aber gut ein. Darum raten wir knapp über 12.000 Punkten zum Einstieg.