Im zweiten Quartal werden die realwirtschaftlichen Kriegsfolgen an der Börse ankommen - parallel zum beschleunigten Gegensteuern der Notenbanken gegen die galoppierende Inflation. Das Umfeld für Aktien wird darum zunehmend unbequem. Anleger werden in den kommenden drei Monaten stark zwischen Investments differenzieren müssen - und sich auf hohe Schwankungen einrichten.
Die Ausgangslage für die Finanz- und Aktienmärkte verschlechtert sich. Fundamental sprechen inzwischen viele Argumente gegen Aktien. Die meisten Titel sind vergleichsweise teuer, in den USA noch teurer als in Europa. Das konjunkturelle Umfeld wird sich aufgrund des Krieges in Europa und wegen der scharfen Corona-Politik in China wieder abkühlen. Viele Lieferketten sind bereits angespannt, die Probleme in der Logistik anhaltend groß.
Notenbanken rennen los
Die Preissteigerungen rund um die Welt und in der Breite der Branchen nehmen zu. Die Inflationsrate in Deutschland liegt bei 7,3%. Das ist gewaltig, ein spürbarer Rückgang ist unwahrscheinlich. Allein die zunehmenden Lieferengpasse (z. B. bei Holz, Metall, Nägeln, Papier, Glas) sprechen dafür, dass der Preisdruck hoch bleibt. Größere Entspannung am Energiemarkt erwartet FUCHS-Kapital ebenfalls nicht.
Diese Kostensteigerungen treiben die Notenbanken inzwischen vor sich her. Die US-Geldhüter forcieren ihren Exit stark, ein Zaudern gibt es nicht mehr. Im Mai wird die Reduktion der aufgeblähten Bilanzsumme gestartet. Monatlich sollen 60 Mrd. US-Dollar aus der Fed-Bilanz abgebaut werden, so die VP Bank. Hinzu kommen noch 35 Mrd. US-Dollar im Hypothekenbereich.
Aktienmärkte drehen bei
Die US-Währungshüter gehen damit wesentlich aggressiver vor als noch 2017 bis 2019. Die US-Notenbank versucht so, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Einerseits will sie die Inflation ausbremsen, andererseits ihre Glaubwürdigkeit erhalten. Die Europäische Zentralbank (EZB), die heute (Donnerstag) über die Zinsen und ihre weitere Marschroute entscheidet, wird bald in die Fußstapfen der Fed treten. Auch für die Eurozone richten wir uns auf zügigere Zinsschritte und einen Liquiditätsabbau ein. Wir hatten diese Marschrouten der Notenbanken schon länger prognostiziert.
Die Auswirkungen an den Aktienmärkten sind bereits deutlich. Vor allem Tech-Titel stehen unter stärkerem Druck. Das dürfte so bleiben. Die Preissteigerungen und Zinserhöhungen werden in den nächsten Monaten voraussichtlich auch die Konjunktur bremsen. Das wird auch etwas den Schwung aus Aktien nehmen. Gewinner dürften weiterhin Rohstoffwerte sein, daneben auch Banken. Gute Chancen sehen wir aber auch weiter bei wenig konjunktursensitiven Versorgern. Attraktiv sind Reise-Unternehmen, Airlines und Konsum-Aktien. In diese Sektoren dürfte in den kommenden Monaten vermehrt Geld fließen. Denn einerseits läuft Corona aus, viele Menschen wollen alte neue Freiheiten genießen. Konsum ist ohnehin ein Kapitalmagnet in Zeiten, in denen es immer weniger aussichtsreiche Anlagemöglichkeiten gibt.