Rezession als Inflationsbremse
Die Inflation geht nicht mehr so schnell zurück, wie von vielen Marktteilnehmern erwartet. Die Rate der Preissteigerungen verstetigt sich nun auf einem recht hohen Niveau. Spürbare und schnelle Rückgänge der Inflationsrate sind nur in einem Umfeld einer Rezession denkbar. Die Anleihemärkte signalisieren das auch weiter, die Notenbanken glauben dagegen weiter, an eine weiche Landung. Für Aktien ist das ein problematisches Umfeld.
Die Börse bleibt nach dem jüngsten Kursrutsch aufgrund von Inflations-Sorgen in der Defensive. Jedenfalls ringen die Indizes weiter darum, nicht kräftiger abzurutschen. Der Dow ringt am unteren Ende der seit Oktober 2022 etablierten Seitwärtsrange um Rückendeckung. Neue Kraft nach oben haben die US-Börsen in den vergangenen Tagen aber nicht entfaltet.
An den Märkten kommt jetzt an, was FUCHS-Kapital schon lange prognostiziert hat: Die Inflation wird hartnäckig sein, nicht schnell zurückgehen. Der Rückgang der Preissteigerungsraten lässt spürbar nach. Es ist wahrscheinlich, dass sich die Inflation auf dem nun erreichten recht hohen Niveau einpegelt. Erst über viele Monate hinweg wird die Inflationsrate dann sinken, das aber auch wesentlich wegen des statistischen Basiseffekts. Das Preisniveau wird auch dann deutlich höher sein und geringere Preissteigerungsraten satteln auf dieses Niveau dann noch oben auf.
Rezession als Inflationsbremse
Ein dynamischer Rückgang der Inflation wäre nur in einem rezessiven Umfeld denkbar. Ein solches Umfeld wäre aber nicht förderlich für die Kursentwicklung von ohnehin schon vielfach teuren Aktien. Die anhaltende Inversion der Renditekurve sowohl in den USA als auch in Europa deutet jedenfalls weiter auf eine Rezession hin. Die Commerzbank hat diesbezüglich ihre Prognose vor kurzem aktualisiert und ihre Rezessionserwartung für die USA zeitlich ein Stück "nach hinten, in die Sommermonate hinein" verschoben.
Die Statements der Notenbanken halten wir vor diesem Hintergrund für problematisch. Sowohl Fed-Chef Jerome Powell als auch EZB-Chefin Christine Lagarde sind "optimistisch, dass die Inflationswende geschafft" sei. Ein Blick in die Details lässt aber gerade daran zweifeln. Denn der Rückgang wird fast ausschließlich von der Rohstoffseite (fallende Energiepreise) her ausgelöst. Viele andere Preise tendieren aber nach oben, z.B. Lebensmittelpreise. In UK wiesen sie einen Anstieg von 17% im Jahresvergleich aus.
Preisdruck bleibt hoch, das Umfeld für Aktien wird schlechter
Die Struktur der Inflation hat sich verändert. Das haben die Notenbanken sogar selbst erkannt. Sie wollen offenbar aber gerade das reale Risiko von Zweitrundeneffekten klein reden. Viele Unternehmen wollen auch weiterhin die Preise erhöhen. In Deutschland plant laut ifo noch fast jedes dritte Unternehmen (29%) Preisanhebungen (zuvor 35%). Auch wenn ifo darauf hinweist, dass der Trend rückläufig ist, so ist der Inflationsdruck dennoch hoch. Auch von den Lohnkosten her bleibt der Inflationsdruck hoch, insbesondere beim leergefegten US-Arbeitsmarkt.
Fazit: Die Märkte realisieren ihre Inflations-Illusion. Die Notenbanken riskieren mit ihrem optimistischen Wording ihre Glaubwürdigkeit und negative Marktüberraschungen. Die Zinsen müssen weiter rauf und länger oben bleiben, in den USA deutlich über 5%, in Europa über 4%. Der Druck auf die Aktien dürfte wieder zunehmen. Der DOW hat Luft nach oben bis 34.000 Punkte. Warten und sichern Sie weiter ab.