Risiko eines Trendbruchs steigt
Die Börsen werden momentan von Zinssorgen dominiert. In Europa fürchten Anleger dynamisch steigende US-Zinsen. Die Rede des neuen Fed-Chefs Jerome Powell lässt immerhin den Interpretationsspielraum offen, dass es in den USA statt drei sogar vier Zinsschritte in diesem Jahr geben könnte.
Hinzu kommen in Europa politische Unsicherheiten. Einerseits bereitet der ungewisse Ausgang der italienischen Wahlen einiges Unbehagen. Immer wieder hören wir auch, dass zudem der SPD-Mitgliederentscheid über die GroKo eine Kurs-Bremse sei. Die konkreten Auswirkungen beider Ereignisse auf die Börse halten wir zwar für gering. Aber es sind offenbar Argumente, mit denen Anleger ihre Zurückhaltung begründen können.
Renditen legen Rückwärtsgang ein
Im Gegensatz zu den hochgehaltenen Zinssorgen haben die Renditen aber gerade sogar den Rückwärtsgang eingelegt. Die Rendite der 10-jährigen US-Papiere hat sich wieder von der 3%-Marke entfernt. Auch die deutsche Rendite hat wieder in den Rückwärtsgang geschaltet – parallel zu den jüngsten Inflationsdaten.
In der Eurozone hat der Preisanstieg im Februar sogar nachgelassen. Der Anstieg der Verbraucherpreise lag mit 1,2% unter der Rate aus dem Januar (1,3%). Damit ist der Preisanstieg auf das Niveau von Dezember 2016 zurückgefallen. Da sich die Rate der Geldentwertung nun wieder vom EZB-Ziel (nahe, aber unter 2%) entfernt, werden auch Zinsanhebungen bei den europäischen Geldhütern absehbar kein Thema sein.
Trübe Aussichten für die kommenden Wochen
Kurzfristig müsste die Zinsentwicklung und -perspektive die Aktienmärkte also stützen. Allerdings scheinen die typischen Korrelationen zwischen den Anlageklassen momentan nicht so recht zu wirken. Weder die Gegenläufigkeit von Aktien zu Anleihen, noch die von deutscher Börse und Euro funktionieren gerade. Auch der Zusammenhang zwischen Aktien (Risiko) und Edelmetalle (Sicherheit) scheint etwas gestört zu sein. Das spricht dafür, dass viele Investoren aktuell eine sehr ambivalente Markteinschätzung haben.
Fundamental bleibt das Umfeld mittelfristig aber für Akien positiv. Das jedenfalls ist der Grundtenor, den wir aus aktuellen Gesprächen mit Vermögensverwaltern heraushören. Demnach seien Kurse im DAX um 12.000 Puntke „gute Kaufkurse", die von institutionellen Investoren auch zum Einstieg genutzt würden.
Charttechnisch kurzfristig ist das Bild trübe. Der am weitesten getriebene Nasdaq hat gerade ein Doppel-Top ausgebildet. Das ist ein Trendwende-Signal. Die Korrektur des Dow hat bisher nicht genug Kraft gehabt, den kurzfristigen Aufwärtstrend bei 25.500 Zählern zurück zu erobern. Im DAX sehen wir charttechnisch ebenfalls ein Warnsignal. Der Index hat es weder über 12.500 Punkte geschafft. Und er bleibt weit unter dem 200-Tagesdurchschnitt (ca. 12.800 Punkte). Die Unterstützung bei 12.000 Zählern rückt wieder ins Visier.
Fazit: Kurzfristig stehen die Aktienmärkte unter Druck. Das Risiko eines Trendbruchs steigt, am stärksten im DAX. Fällt der unter 12.000 Punkte, kann es zügig um 10% auf 10.800 Punkte abwärts gehen. Vorerst die Richtungsentscheidung abwarten.