Der große Verfalltermin von Futures und Optionen am morgigen Freitag sollte keine größere Überraschung bringen. Die derzeit offenen Kontrakte (open interest) signalisieren einen Verfall beim DAX zwischen 9.600 und 9.700 Punkten.
Für höhere Volatilität könnte allenfalls die Abstimmung der Schotten über ihre Loslösung von Großbritannien sorgen. Bislang sehen Marktteilnehmer eine Unabhängigkeit Schottlands als wenig wahrscheinlich an. Kommt es hierbei jedoch zu Überraschungen, wird dies zumindest kurzfristig die Aktienmärkte belasten.
Seit 2009 sind die Volatilitäten an den Verfallterminen stark zurück gegangen. Verantwortlich dafür ist unter anderem die extreme Niedrigzinspolitik der Notenbanken. Diese versuchen möglichen Krisenherden oder externen Risiken mit dem Versprechen endlos zur Verfügung stehender Liquidität entgegenzuwirken. Bislang geht dieses Konzept auf.
Der Bullenmarkt ist inzwischen fünfeinhalb Jahre alt. Größere Korrekturen gab es seit 2009 nicht mehr. Inzwischen mehren sich die Anzeichen einer wirtschaftlichen Belebung in den Vereinigten Staaten.
Deshalb reduziert die US-Notenbank Fed seit Jahresbeginn schrittweise die Ankäufe von US-Staatsanleihen. Auf der jüngsten Sitzung des FOMC (Federal Open Market Commitee) bekräftigte die Fed eine weitere Reduzierung der Anleihekäufe um 10 Mrd. auf „nur noch“ 15 Mrd. US-Dollar pro Monat. Die dritte Kaufrunde von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren (QE2) war im Herbst 2012 gestartet. Im kommenden Monat könnten die Käufe komplett eingestellt werden. Die Bilanzsumme der Fed wird sich dann von 900 Mrd. Dollar vor der Finanzkrise auf knapp 4,5 Billionen Dollar verfünffacht haben.
An der Nullzinspolitik hält die Fed weiterhin fest. Sie signalisierte in der vergangenen Nacht, auch nach dem Ende von QE3 für „geraume Zeit“ am Niedrigzins festhalten zu wollen. Diese Aussage sorgte am US-Aktienmarkt für Erleichterung. Der Dow-Jones-Index kletterte kurzzeitig auf ein neues Rekordhoch bei 17.221 Punkten.
Analysten erwarten eine Anhebung der Leitzinsen im ersten Halbjahr 2015. Befürchtungen über eine deutlich frühere Zinswende wurden mit den Fed-Aussagen in dieser Woche zerstreut. Trotzdem hielt das Allzeithoch im Dow bis zum Börsenschluss am Mittwoch nicht. Dies zeigt einmal mehr, dass die Kaufbereitschaft auf dem bereits recht hohen Niveau abnimmt.
Fazit: Besonnene Anleger warten die Entwicklung in Großbritannien und den dreifachen Hexensabbat ab und sichern ihre Longpositionen bei einem DAX-Stand knapp unterhalb von 9.400 Zählern. Ein deutlicher Ausbruch des DAX über die Marke von 9.800 Zählern setzt hingegen prozyklisches Kurspotenzial frei.