Salami-Crash setzt sich fort
Die Börsen tapsen weiter im Bärenmarkt-Modus Schritt für Schritt nach unten. Während sich Strategen in Geduld üben sollten, können taktische Anleger kurzfristige Chancen nutzen. Ein Blick auf einzelne Branchen ist erhellend, denn er zeigt die Opportunitäten, aber auch die Risiken im aktuellen Marktumfeld.
Die Aktienbörsen realisieren gerade, wie ungemütlich das fundamentale Umfeld wirklich ist. Das hat den Dow, den S&P 500 und den Nasdaq auch in dieser Woche nochmal tiefer gedrückt. Alle Indizes liegen inzwischen deutlich unter ihren trendbestimmenden 200-Tagelinien. Auch der DAX rutscht weiter.
Die noch in der Vorwoche hier von uns genannten Haltelinien wurden dabei inzwischen zerschlagen. Das spricht dafür, dass der Bärenmarkt noch eine Etage tiefer rutscht (FK vom 5.5.) - auch wenn die Wahrscheinlichkeit für eine kräftige Gegenbewegung nach oben wächst. Die Schwankungsbreite (Volatilität) ist in den vergangenen Tagen ohnehin kräftig angestiegen.
Bärenmarktstimmung verfestigt sich
Die Bärenmarktstimmung verfestigt sich. Dafür hat schon die US-Inflationsrate gesorgt. Die war mit zuletzt 8,3% weiterhin sehr hoch und es deutet sich noch nicht an, dass der Preisauftrieb nachlässt. Auch in Deutschland lag die Inflationsrate mit 7,4% noch über dem Niveau des Vormonats.
Auffällig ist, dass am Markt noch längst keine Panik herrscht. Es geht gewissermaßen in ruhigem Handel einfach jeden Tag abwärts. Die Anleger nehmen Risiko raus, realisieren in den vergangenen Jahren gemachte Gewinne. Es ist auch noch nicht so, dass die großen Fonds in Massen auf den Verkaufsknopf drücken. Allerdings fragen wir uns schon, wie lange sie den fallenden Kursen noch untätig hinterher schauen.
Kein fundamentaler Richtungswechsel erkennbar
Fundamental gibt es noch keinen Grund, einen grundsätzlichen Richtungswechsel an der Börse wieder zu erwarten. Die Notenbanken entziehen den Märkten die Liquidität, die Zinsen steigen, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben angespannt.
Selbst eine rückläufige Inflationsrate bedeutet nicht automatisch einen neuen Kurs-Turbo. Denn es müsste sich erst einmal erweisen, dass die Geldentwertung nur deshalb sinkt, weil die in der Krise stark gestiegenen Preise knapper Güter diese Preisspitzen wieder abbauen. Wäre dagegen eine stark abkühlende Konjunktur der Auslöser für langsamer steigende, stagnierende oder gar rückläufige Preise, dann wird die Börse das nur schwer verdauen.
Erhellender Branchenblick
Ein Blick auf einzelne Sektoren ist erhellend. Denn er zeigt, wo die fundamentalen Risiken und Chancen stecken. So stehen beispielsweise die Aktien von Wohnungsbau-Unternehmen massiv unter Druck. Die Perspektive steigender Zinsen lastet schwer auf deren Kursen. Parallel dazu drücken die steil kletternden Bau-Kosten auf die Erträge. Lange Jahre haben die Unternehmen von den sinkenden Zinsen profitiert.
Anders im Tourismus-Sektor: Viele Aktien sind hier - wegen Corona besonders - schon tief gefallen. Diese Titel, z. B. Lufthansa, TUI, halten sich im aktuellen Umfeld wacker. Zudem dürften viele Menschen nach zwei Jahren "Corona-Gefangenschaft" jetzt mit viel Enthusiasmus auf Reisen gehen - auch wenn das etwas mehr kostet. Darum sehen wir Chancen in solchen Aktien.
Fazit: Die Börsen bleiben unter Druck. Taktisch lässt sich die hohe Volatilität zum aktiven und kurzfristigen Handeln nutzen. Strategen sollten mit einem breiten Markteinstieg noch abwarten. Es ist noch keine Bodenbildung erkennbar. Selektiv lohnt der Einstieg in einige Branchen.