Steigende reale Geldentwertung spricht für Aktien
Die US-Börsen ziehen wieder auf und davon. Der Dow Jones ist über die Marke von 25.000 Zählern gestiegen. Damit sendet er ein starkes Signal, dass der US-Index einen neuen Anlauf in Richtung seines Allzeithochs bei 26.616 Punkten wagen wird. Auch Nasdaq und S&P 500 klettern kontinuierlich weiter.
Getrieben wird die US-Börse von der Aussicht auf dynamisch steigende Unternehmensgewinne. Die entwickeln sich durch die weiter gute US-Konjunktur kräftig. Andererseits scheinen sich die Wirkungen der US-Steuerreform allmählich in den Bilanzen der Unternehmen abzubilden. Schätzungen zufolge hebelt allein dieser Effekt die Unternehmensgewinne um durchschnittlich 15%. Das gibt den Aktienkursen Luft nach oben.
Der DAX schaut der US-Börse aber weiter zweifelnd hinterher. Die Skepsis über die wirtschaftlichen Folgen des Handelskonfliktes mit den USA, die Sorge vor Polit-Überraschungen aus Rom und die Unwägbarkeiten der EZB-Politik bremsen momentan.
Ende des Anleihenkaufprogrammes wird debattiert
Am Mittwoch hatte Peter Praet, Chefvolkswirt der Europäischen Notenbank (EZB), die Börsen mit einem Statement verunsichert. Dabei sagte er nichts Überraschendes. Es ist völlig klar, dass die EZB über das Ende des Anleihenkaufprogramms debattieren wird. Das Ende ist sogar schon halboffiziell angekündigt, die Profis haben es für Herbst fest im Blick.
Und Praets Aussagen zur Inflationsentwicklung in der Eurozone hätten die Aktienmärkte eher stützen müssen. Denn die Inflation zieht allmählich an und bewegt sich auf das Ziel der Währungshüter (unter, aber nahe 2%) zu. Dennoch sind wir uns sicher, dass die Zentralbanker in Europa nicht vor Mitte 2019 die Zinsen erhöhen werden – auch wenn die Inflation weiter moderat anziehen sollte.
Geldentwertung nimmt zu
Bei steigender Inflationsrate und anhaltenden Null-Leitzinsen nimmt die reale Geldentwertung zu. Der Rückzug der EZB aus den Anleihekäufen wird die Zinsen am langen Ende zwar anschieben. Aber diese Bewegung dürfte eher moderat sein. Auf der Zinsseite wird Risiko noch geraume Zeit nicht angemessen bezahlt werden. Insbesondere sichere Anleihen werfen noch viel zu geringe Zinsen ab. So rentieren deutsche 10-jährige mit 0,45%, bei einer Inflationsrate von 2,2%.
Das spricht dafür, dass die Nachfrage nach Aktien weiter hoch bleiben dürfte. Vielfach liegen die Dividendenrenditen klar über 3%, insbesondere an der deutschen Börse. Anlagealternativen zu Aktien sind in Europa kaum vorhanden, wenn nicht größere Klumpenrisiken akzeptiert werden (z.B. Immobilien). In diesem Umfeld ist es vor allem für institutionelle Adressen nicht sinnvoll, Aktien zu verkaufen. Also werden sie ihre Bestände halten. Wohin sollten Pensionsfonds und andere Institutionelle das Geld auch umschichten? Hinzu kommt, dass die guten Konjunkturaussichten (wenn auch für Deutschland marginal auf +2,2% nach unten angepasst) weiter für starke Unternehmengewinne sprechen.
Fazit: Die Risiken im DAX halten wir kurzfristig für stark begrenzt (starke Unterstützung 11.800 Punkte). Wir rechnen weiter mit einer Sommer-Rally, die den Index in Richtung Allzeithoch treiben sollte.