Strabag baut Aktionärsstruktur um
Die österreichische Strabag SE ist eng mit Osteuropa verflochten. Ausgehend von seinen Kernmärkten Österreich und Deutschland ist der Konzern durch zahlreiche Tochtergesellschaften in allen ost- und südosteuropäischen Ländern aktiv. Darüber hinaus macht Strabag Geschäfte auf der arabischen Halbinsel, in Kanada, Chile und Indien.
Unter den fünf Hauptmarken STRABAG, Dywidag, Heilit+Woerner, Möbius und Züblin bietet die Gruppe Dienstleistungen für sämtliche Bereiche der Bauindustrie an. Damit deckt die Gruppe die gesamte Bauwertschöpfungskette ab. Strabag ist in den klassischen Bereichen des Hoch- und Ingenieurbaus (Brückenbau, Gewerbe- und Industriebau, Kraftwerke, öffentliche Gebäude, Wohnbau, Umwelttechnik, Ingenieurtiefbau, etc.) und im Verkehrswegebau (Bahnbau, Kanaltechnik, Straßenbau, Wasserstraßenbau) aktiv. Darüber hinaus werden auch Sondersparten wie Tunnelbau abgedeckt. Mit dem sogenannten „Strabag teamconcept“ bietet der Konzern seinen Kunden ein umfassendes Dienstleistungsspektrum von der Projektierung über die Planung und Ausführung bis hin zur Inbetriebnahme an.
Russischer Großaktionär rausgeschmissen
Aktuell verändert Strabag seine Kernaktionärsstruktur grundlegend. Bislang hatten die Österreicher drei Kernaktionäre: die Familien-Privatstiftung um Ex-Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner (28,3%), die russische MKAO „Rasperia Trading Ltd.“ des Oligarchen Oleg Deripaska (27,8%) sowie die Versicherung UNIQA und den Finanzkonzern Raiffeisen mit gemeinsam 29,5%. Nur rund 14,4% der Strabag-Anteile sind derzeit im Streubesitz.
Haselsteiner hat nun den Syndikatsvertrag mit Rasperia Trading und der UNIQA/Raiffeisen-Gruppe gekündigt. Hintergrund sind der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen des Westens gegen Russland. Strabag stellt seine Geschäftsaktivitäten in Russland, die ohnehin nur einen geringen Teil (0,3%) des Konzernumsatzes ausmachen, komplett ein und will auch keine Dividende an Deripaska auszahlen.
Streubesitz dürfte größer werden
Einen ähnlichen Fall gab es bereits 2018, als der Oligarch von US-Seite sanktioniert wurde. Damals behielt man die Dividenden vorübergehend ein – zwei Jahre später wurden diese nachbezahlt. Der nun gekündigte Syndikatsvertrag war seit 2007 in Kraft und sah neben der Nominierung von Aufsichtsratsmitgliedern auch die Koordination von Abstimmungsergebnissen auf der Hauptversammlung vor.
Der Umbau der Aktionärsstruktur dürfte zu einem künftig größeren Streubesitz führen. Das sollte dem Aktienkurs auf die Sprünge helfen. Fundamental ist der Titel mit einem 2023er KGV von 9,45 und rund 28% unter Buchwert (KBV: 0,72) preiswert. Langfristig orientierte Investoren legen sich die Aktie ins Depot.