Technisch getriebenes Kurs-Getänzel
Die Börsen schalten wieder in den Rückwärtsgang. Das ist aber nur taktisches Geplänkel. Der DAX hat mit der technischen Hürde bei 12.800 gehadert. Angesichts neuer schärferer Töne im Zoll-Konflikt zwischen den USA und China geht es mit den Aktienkursen nun erst einmal wieder bergab.
Negativ überrascht hat der jüngste ifo-Index zum Konjunkturklima. Die Erwartungen für die Konjunkturentwicklung in Europa sind deutlich gesunken. Sie deuten den Abschwung an. Das zeigt sich insbesondere in erstmals seit dem Jahr 2012 wieder stagnierenden Investitionen. Damit steht die jüngste ifo-Meldung allerdings auch krass im Gegensatz zu den noch vorige Woche von ifo vermeldeten steigenden Exporterwartungen (FK vom 26.7.).
Politische lage macht Europa unsicher
Stagnierende Investitionen in Europa sind aus unternehmerischer Sicht allerdings gut nachvollziehbar. Die deutschen Unternehmen investieren ohnehin seit Jahren verstärkt im Ausland – nämlich in den Wachstumsmärkten, voran Asien. Europa verspricht angesichts der demographischen Entwicklung und auch der politischen Lage (Brexit, Italien, Griechenland) kein dynamisches Wachstum in den nächsten Jahren.
Die USA rücken dagegen wieder in den Fokus. Die US-Wirtschaft wächst nach wie vor schneller als Europa. Die zuletzt sehr starken Arbeitsmarktdaten sind ein Beleg dafür. Allerdings legen sie unseres Erachtens auch den Weg der US-Notenbank Fed fest. Die wird bei einer zunehmenden, von Lohnforderungen getriebenen Inflation, weiter an der Zinsschraube drehen.
Investitionen in die USA werden attraktiv
Daneben hat die US-Steuerreform zwingend zur Folge, dass Unternehmen ihre Investitionsplanungen für Europa auf den Prüfstand stellen. Denn wer künftig in den USA investiert, spart dort Steuern und vermeidet Zölle. Das macht Investitionsverschiebungen über den großen Teich für Firmen sinnvoll und lukrativ.
Dennoch werden deutsche und europäische Unternehmen mittelfristig profitieren. Denn sie nehmen gegenüber Europa dann vergleichsweise neue und bessere Geschäftschancen in den USA wahr. Das dürfte dort mittelfristig die Umsätze und auch Gewinne erhöhen. Letzten Endes steigen dadurch aber natürlich die Gewinne der deutschen Unternehmen. Die US-Steuerreform und mögliche Zölle forcieren somit die Internationalisierung mit Fokus auf die USA.
Das wird sich mittelfristig in deren Aktienkursen zeigen. Zudem sind europäische, voran deutsche, Aktien im Vergleich zu US-Titeln relativ günstig. Allerdings wird es einige Monate dauern, bis diese Effekte sichtbar werden. Für Anleger ist daher vor allem wichtig zu verfolgen, ob die globale Investitionstätigkeit nachlässt. Das wäre ein ernstes konjunkturelles Warnsignal und könnte einen langfristigen Trendwechsel an den Börsen auslösen. Noch ist der Aufwärtstrend in den USA aber intakt. Die Sommer-Zuckungen insbesondere an der deutschen Börse würden wir daher nicht überinterpretieren.
Fazit: Das technische Kurs-Getänzel im DAX zwischen 12.000 und 12.800 Zählern setzt sich fort. Am unteren Ende der Range können Sie kaufen.