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Börsen im Kriegsmodus

Ukraine-Krieg wird zum Inflationstreiber

Schwerer Militärpanzer, umweht von Staub. © ras-slava / stock.adobe.com
Russland hat die Ukraine angegriffen - und damit die Börsen in den Kriegs-Modus geschaltet. Kurzfristig sind die Bewegungen, Chancen und Risiken sogar recht gut vorhersehbar. Problematisch wird die langfristige Entwicklung der Versorgungssicherheit und die Preisentwicklung. Denn der Krieg wird ein Inflationstreiber. Das wird die Notenbanken in ein Dilemma stürzen.
Die Börsen erleiden einen Kriegs-Schock. Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat den DAX schon in der Nacht auf den 24.2. auf 14.700 Punkte gedrückt. Schon in den Tagen zuvor, parallel zur Anerkennung der ostukrainischen Provinzen durch Moskau war der DAX unter seine wichtige Unterstützung bei 14.800 Punkte gefallen. Auch die anderen wichtigen Börsen der Welt stehen unter akutem und starkem Abgabedruck.

Börsen im Kriegs-Modus

Die Börsen sind jetzt im Kriegs-Modus. Aktien stehen durch die Bank unter Druck. Der Ölpreis zieht kräftig an. Der Gold- und Silberpreis steigen, weil die Nachfrage nach den Edelmetallen als sicher Häfen steigt. Der Bitcoin-Kurs steht unter Druck. Der Kurs der Kryptowährung ist wieder auf 37.000 US-Dollar je Bitcoin zurückgefallen. Der Handel ist hektisch, wird von einzelnen Nachrichten getrieben. Diese deutlich erhöhte Volatilität wird auch in den kommenden Wochen die Märkte prägen. Die hohen kurzfristigen Kursschwankungen können sehr aktive Anleger ausnutzen. 

Strategen müssen - unabhängig von den kurzfristigen Schwankungen - ihren Blick auf die langfristig zu erwartenden Folgen richten. Absehbar ist, dass es weitere zahlreiche und voraussichtlich sehr lange bestehende Sanktionen gegen Russland geben wird. Das wird vor allem den Rohstoff-Sektor bewegen. Denn die Ukraine steht für gut 25% des weltweiten Agrarhandels. Die Börsenreaktion beim Weizenpreis ist eindeutig. Der schoss über Nacht auf ein Neunjahreshoch.

Krieg wird Inflationstreiber

Russlands Wirtschaft ist insbesondere für die Rohstoff-Märkte relevant. Russland ist ein global wichtiger Lieferant von etlichen wichtigen Rohstoffen. So beträgt der Weltmarktanteil der russischen Exporte bei Nickel 49%, bei Palladium 42%, Aluminium 26%,  Platin 13%, Stahl 7%. Diese Zahlen hat unser Korrespondent ganz frisch von der London Metal Exchange bekommen. Angesichts absehbarer Sanktionen dürften die Preise für diese Waren einen Schub bekommen. Auch die Versorgung der Märkte mit diesen Rohstoffen könnte schwieriger werden.

Der Ukraine-Krieg wird in jedem Fall zu einem Inflationstreiber. Die mit zunehmenden Unsicherheiten behaftete Verfügbarkeit von Rohstoffen und spürbare Preissteigerungen bei den Metallen wiegen doppelt schwer. Denn es sind Preissteigerungen am Beginn der Wertschöpfungskette. Sie werden sich über die Vorprodukte allmählich bis zum Endkunden verbreiten. Der Sprung des Weizenpreises wird schon in absehbarer Zeit an der Supermarktkasse bezahlt werden.

Notenbanken im Gefangenen-Dilemma

Die preistreibenden Auswirkungen werden global spürbar. In Europa dürfte vor allem die Autoindustrie davon betroffen sein. Dauert der Konflikt lange und bleiben die Sanktionen bestehen, wird der grüne Traum der E-Mobilität und Öko-Energiewende noch teurer als ohnehin schon. Möglicherweise stößt Putin diese Nachhaltigkeits-Vision sogar in den Abgrund, auch wenn Europa künftig sein Gas dann vermutlich in viel größeren Anteilen aus den USA beziehen wird. Der spürbare Anstieg der Agrarrohstoffpreise wird zu Ausweichreaktionen führen. Am Ende werden die Preissteigerungen auch die ärmsten Menschen der Welt treffen.

Für die Finanzmärkte wird entscheidend, wie sich die Notenbanken in diesem Szenario positionieren. Sie haben gerade ihre geldpolitische Wende vollzogen und werden einen anhaltenden Inflationsdruck spüren. Der Ukraine-Krieg wird den Druck auf die Geldhüter erhöhen, die sich verfestigende Inflation zu bändigen. Zwar ist denkbar, dass die Notenbanker die Zügel nicht so flott anziehen, wie gerade noch angekündigt. Ihr Problem ist dann aber, dass sie die Inflation dann laufen lassen müssen. Der Krieg dürfte somit auch für "den Westen" sehr teuer werden.

Fazit: Die Börsen haben ihren Kriegs-Schock-Rutsch erlebt. Die Abschläge, voran bei den Techs, sind hoch. Strategen nutzen die Situation, um Aktien von Rohstoff-Unternehmen, Edelmetall-Aktien, Versorger einzusammeln. Auch der Kauf eines ETF auf die Börse Moskau (heute -50%) ist eine Option (vgl. S. 6). Ob wir aber gerade den Anfang eines Bärenmarktes sehen, bleibt noch abzuwarten. Auch dann bleiben defensive Dividenten-Titel aber unserer Favoriten.
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