Warten auf den Startschuss
Die Aktienmärkte treten auf der Stelle. Der DAX ist nach einer kurzen Zwischenrally wieder auf das Niveau um 13.000 Punkte zurückgefallen und wartet nun auf neue Impulse. Ein wenig bremsen die neuen Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump, neue Zölle auf Import-Autos zu prüfen. Auf der anderen Seite hat China die Zölle gesenkt. Davon wird die deutsche Autoindustrie stark profitieren.
Politisch bindet das Gezerre in Italien nun doch etwas Aufmerksamkeit. Angesichts der harschen anti-europäischen Töne aus Rom haben die Risikoprämien für italienische Anleihen eine Klettertour gestartet. Die Börse in Mailand ist eingeknickt.
Wir halten die Aufregung aber – einmal mehr – für übertrieben. Denn noch steht nicht fest, was die neue Regierung in Rom überhaupt in die Praxis umsetzen will. Und freie Hand hat sie längst nicht. Einen Schuldenerlass wird es nicht geben. Ein Euro-Austritt ist ebenfalls kaum umsetzbar – schließlich müssten dem die anderen Euro-Länder zustimmen. Hinzu käme: Italiens Schulden im EZB-System (Target Salden) würden dann sofort fällig – natürlich in Euro.
Forderungen werden an der Realität scheitern
Wir meinen: Die Politiker in Italien kopieren das System Trump. Harte Maximalforderungen ankündigen sowie Extrempositionen einnehmen und danach die Welle abwarten. In der Praxis werden dann auch die Spaghetti längst nicht so heiß gegessen wie sie gekocht werden. Daher meinen wir, dass die Gelegenheit gerade günstig ist, in die italienische Börse einzusteigen.
Auch in den USA dürften die Aktien bald weiter nach oben klettern. Das leiten wir zumindest aus dem Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung ab, das dieser Tage veröffentlicht wurde. Daraus geht hervor, dass die US-Notenbank die Leitzinsen weiter anheben wird, aber sehr behutsam. Die US-Währungshüter haben klar formuliert, dass sie auch ein zwischenzeitliches „Überschießen der Inflation akzepieren" würden.
Lockerung der Bankenkontrolle beschlossen
Die Fed hat ein Beruhigungs-Signal an die Märkte gesendet. Botschaft: Sie wird ihre Zügel auch bei stärkerem Preisauftrieb nicht schneller straffen. Das dürfte vielen Marktteilnehmern die Sorge davor nehmen, dass die Währungshüter die Inflation präventiv bekämpfen könnten, so eine Analyse von CMC Markets. Im Grundsatz verteuern die US-Notenbanker Geld zwar weiter und entziehen den Märkten auch weiter Liquidität. Sie wollen aber unbedingt vermeiden, die Konjunktur abzuwürgen.
Ein zweischneidiges Schwert ist die Lockerung der Bankenkontrolle in den USA. Zehn Jahre nach den Bankenkrise ist das nun beschlossen worden. Die US-Geldhäuser dürfen also wieder deutliche höhere Risiken eingehen. Vermutlich werden sie das auch tun und damit zumindest kurzfristig ordentlich Geschäft und Gewinn machen. Wie lange das gut geht, steht in den Sternen.
Fazit: Noch warten die Investoren ab. Wir gehen weiter davon aus, dass der DAX einen Anlauf auf das Allzeithoch machen wird. Der kommt ins Laufen, wenn der Dow beim Sprung über 25.000 Punkte den Startschuss abgibt.