Wo ein Investment wirklich etwas bewirkt
Nachhaltige Anleger – egal ob Privatiers, Unternehmer oder Stiftungen – müssen jetzt stark sein: Unter dem Label nachhaltige Geldanlage verbirgt sich viel zu oft ein Trugschluss. Investmententscheidungen haben selten einen direkten Einfluss auf Umwelt, Klima oder Soziales. Denn wer nachhaltige Aktien kauft, steckt sein Geld in der Regel in bereits gebundenes Kapital, sprich, wenn ein Investor eine Aktie an der Börse kauft, kauft er es in den seltensten Fällen vom betreffenden Unternehmen selbst, sondern von einem anderen Investor. Die Finanzmenge des Unternehmens bleibt dabei immer gleich.
Alles ein Schwindel also? Können wir aufhören grüne Titel zu kaufen? Nein, sagt auch die Wissenschaftsplattform Sustainable Finance. Finanzprodukte können durchaus einen Einfluss haben, wenn Sie intelligent strukturiert und nachvollziehbar eingesetzt sind.
Einfluss über die Firmenpolitik
Ein erster Ansatz ist das sogenannte Impact Investing. Wer Aktien eines Unternehmens hält, kann generell auf der Aktionärsversammlung sein demokratisches Recht wahrnehmen und die Unternehmenspolitik mitbestimmen. Der Haken: Privatanleger haben in der Regel viel zu wenige Anteile, um maßgeblich mitzubestimmen. Allerdings haben größere Akteure – sprich Banken und Fondsgesellschaften – diese Macht. Diese halten in ihren Fondsprodukten größere Beteiligungen und können so einen direkten Einfluss auf Unternehmen ausüben.
Immer mehr Finanzinstitute bieten solche Impact Fonds an. Das Interesse daran ist groß. Erst jüngst sammelte die Blue Horizon Group – ein Food-Unternehmen mit Sitz in Zürich – 183 Mio. Euro von Investoren für einen nachhaltigen Ernährungs-Fonds ein. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Hausbank oder Ihrem Vermögensberater nach solchen speziellen Produkten.
Kapital, das Direkt an die Unternehmen fließt
Direktinvestments bilden für uns einen zweiten Ansatz, um direkten Einfluss zu nehmen. Mit Direktinvestments können auch bereits Privatiers bestimmen, wohin ihr Geld fließen soll. Wenn ein Unternehmen seine Aktien oder Anleihen an die Börse bringt (IPO), fließt das eingesammelte Geld direkt in das Firmenkapital. Gleiches gilt auch bei Kapitalerhöhungen oder Sachwertinvestments, etwa in Immobilien. Schauen Sie sich die Prospekte genau an und entscheiden Sie, ob das Geld Ihren ökologisch-ethischen Grundsätzen entspricht. Da das Risiko bei solchen Investitionen nochmal eine Stufe höher ist als bei bereits börsennotierten Titeln, eignen sie sich vor allem als spekulative Beimischung für Kenner und Liebhaber.
Eine weitere Möglichkeit - nochmal risikoreicher - sind ökologische Crowdinvesting-Projekte. Im Prinzip ähneln diese Unternehmensanleihen, allerdings sind die Risiken hoch und Garantien für Investoren viel geringer. Da es sich bei den Initiatoren solcher Projekte allerdings meist um kleine, dynamische, regional verwurzelte Unternehmen handelt, haben Investments hier einen großen Einfluss. Vor allem Liebhaber, Zocker und „Überzeugungstäter“ finden hier hochspekulative Investmentmöglichkeiten. Anbieter solcher Investments ist etwa die Plattform seedmatch.de, auf der beispielsweise die wachsende vegane Supermarktkette Veganz immer wieder Kapital einsammelt.
Risiken machen es für Stiftungen unattraktiver
Für Stiftungen sind diese Formen des Investierens laut dem Bundesverband Deutscher Stiftungen übrigens ungeeignet. Der Grund: Die Risiken sind hierbei höher als beim Erwerb bereits börsennotierter Anlageprodukte – Risiken, die eine Stiftung nicht eingehen kann. Der Bundesverband rät daher zum Kauf bereits börsennotierter Titel. Denn a) profitiere die Stiftung dabei von ethischen Unternehmen und b) habe sie immerhin durch die Signalwirkung einen indirekten Einfluss. Das gilt natürlich auch für Privatiers.
Fazit: Anleger sollten nicht dem Trugschluss aufsitzen, dass der Kauf nachhaltiger Aktien und Co. direkt das Klima beeinflusst und den viel zitierten Eisbär rettet. Das höhere Risiko bei Direktinvestments kann sich wie so oft an der Börse lohnen, erfordert aber eine tiefere Analyse der einzelnen Titel.