Zoll-Schock verliert an Wirkung
Der anfängliche Zoll-Schock an den Finanzmärkten ist überwunden. Die Aussicht auf bilaterale Verhandlungen beruhigen die Märkte. Doch Donald Trump bleibt ein Unsicherheitsfaktor, der mit neuen Ankündigungen überraschen könnte. In Europa stützt die EZB die Märkte mit einer weiteren Zinssenkung. Anleger können vorsichtig optimistisch sein.
Der Zoll-Schock verpufft zunächst an den Finanzmärkten. Die Märkte spekulieren inzwischen wieder vorsichtig darauf, dass "nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht" wird. Denn im Hintergrund laufen zahlreiche bilaterale Verhandlungen zwischen den USA und unterschiedlichsten Ländern. Mit Japan wollen die USA in den nächsten 90 Tagen neue Zoll-Vereinbarungen treffen.
Die Aussicht darauf, dass es einen Mittelweg bei den Zöllen geben wird, hat die Märkte vorläufig beruhigt. Wir halten es ebenso für wahrscheinlich, dass es diverse Zoll-Deals geben wird. Deren Folgen sind aber auch erst dann abschätzbar, wenn die konkreten Vereinbarungen klar sind. Erst dann wird sich zeigen, wie die Länder betroffen sind, ob und wie sich Warenströme verändern werden (FK vom 10.4.).
Trump hat Finanzmärkte verunsichert
Donald Trump bleibt aber ein Unsicherheitsfaktor für die Börsen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der US-Präsident in der 90 Tagen der Zoll-Verschiebung neue Ankündigungen machen wird. Das könnte einzelne Länder, aber auch Branchen betreffen. Die prompt beschlossene Ausnahme von Zöllen, die die IT-Industrie der USA betroffen hätten, war eindrücklich. Weitere Ausnahmen - oder auch punktuelle Verschärfungen - sind nicht auszuschließen.
Ohnehin hat Trump mit dem Zoll-Hammer viel Porzellan in den USA zerschlagen. Das Vertrauen von Anlegern hat einen Kacks bekommen. Das zeigt sich eindrücklich an der Flucht in Sicherheit in den USA. Der Dollar steht unter Druck, ganz besonders gegenüber dem Schweizer Franken. Wir hören von Banken aus der Alpenrepublik, dass es derzeit ein hohes Interesse von Vermögenden aus den USA am Finanzplatz Schweiz gebe. Zu beobachten ist auch ein zügig fortgesetzter Anstieg des Gold- und Silberpreises und der Krypto-Kurse.
EZB senkt Zinsen weiter
In Europa stützt die Europäische Zentralbank (EZB) die Kurse weiter. Die "Geldhüter" haben den Leitzins heute um 25 Basispunkte auf 2,5% gesenkt. Damit reagiert die EZB vor allem präventiv auf die durch den Zoll-Streit ausgelösten Unsicherheiten. Die Inflation in der Eurozone liegt aktuell bei 2,2% (zuvor 2,3%). Damit liegt die Inflation nur noch knapp über dem Ziel der EZB. Die aktuellen Finanzmarktentwicklungen spielen der EZB in die Karten. Die konjunkturelle Unsicherheit drückt den Ölpreis und hebt zugleich den Euro an. Das wird die über die Rohstoffseite importierte Inflation kräftig ausbremsen.
Fazit: Die Märke bleiben etwas verunsichert, haben den akuten Zoll-Schock aber überwunden. Die US-Berichtssaison läuft gut an, die EZB stützt die Märkte mit geringeren Zinsen. Insgesamt bleibt das Börsenumfeld damit gut, die realen Entwicklungen bei den Zöllen sind abzuwarten. Wir schließen weitere Rücksetzer und einen Test des jüngsten Tiefs nicht aus, würden ein solches Szenario aber erneut zum Einstieg nutzen.