Katastrophen-Anleihen
Seit einigen Monaten findet sich in den Portfolios der Vermögensverwalter immer häufiger eine Assetklasse besonderer Art: Katastrophen-Anleihen. Besonders Manager, die ihr Glück in der möglichst breiten Streuung der Wertpapiere suchen, greifen darauf zurück. Was verbirgt sich dahinter – und wie kann ein Anleger solche „Cat-Bonds" erwerben?
Ein Fall aus der Praxis
Gudrun Pörf organisierte ihr Wertpapiervermögen über Jahre ganz traditionell: Sie mischte Aktien und Staatsanleihen mit Pfandbriefen. Doch die Staatsschuldenkrise und die extrem niedrigen Anlagezinsen motivieren sie nun, nach Alternativen zu suchen. In Gesprächen mit Beratern und Bankern hat sie sich mit Immobilienanlagen, Beteiligungen, Private Equity und Mikrofinanzanlagen beschäftigt. Unbekannt waren ihr bislang „Cat-Bonds". Der Begriff stammt aus dem Englischen und steht für Katastrophen-Anleihen. Fachleute zählen diese zu den Insurance-Linked Securities. Vereinfacht formuliert handelt es sich um in Anleihen verbriefte Rückversicherungsrisiken. Naturkatastrophen wollen und können Rückversicherungsunternehmen nicht alleine tragen. Daher lagern sie diese Risiken gegen eine attraktive Verzinsung aus und bieten sie in Anleiheform institutionellen und privaten Anlegern an.
Der Charme für die Anleger: Sie erhalten einen deutlich höheren Zins als der Markt derzeit hergibt. Er ergibt sich aus dem Geldmarktzins plus einem Aufschlag (der von Beginn an feststeht) für das übernommene Risiko. Die Laufzeit solcher Anleihen ist eher kurz, in der Regel sind es drei Jahre.
Cat-Bonds verhalten sich neutral zu den Aktienmärkten. Der Zinsaufschlag hat zudem nichts mit der allgemeinen Zinsentwicklung zu tun, sondern orientiert sich nur am Risiko, das abgesichert wird. Das macht den besonderen Reiz dieser Anlageform deutlich. Anleger suchen „nicht-korrelierende" Anlagen, die sich von der Entwicklung der Aktien- und Rentenmärkte abkoppeln. Damit kann ein Portfolio mit weniger Gesamtrisiko strukturiert werden.
Der Anleger verdient dann, wenn eine Naturkatastrophe und die in der Anleihe beschriebenen Schäden nicht eintreten. Damit ist die Anlage auch „ethisch" o.k. – es wird nicht an Katastrophen verdient.
Im schlimmsten Fall droht der Totalverlust
Das Risiko für den Anleiheinhaber ist der mögliche Totalverlust seines Gelds. Wenn ein schwerer Sturm tatsächlich hohe Schäden anrichtet, gibt es nur eine Teilrückzahlung der Anleihe oder einen vollständigen Ausfall. Cat-Bonds haben üblicherweise ein Verlustrisiko in Höhe von 0,5% bis 5%. Damit wird klar: Auch innerhalb der Vermögensklasse ist Streuung wichtig. Deshalb erwirbt ein Anleger üblicherweise auch ein Bündel an unterschiedlichen Risiken, nach Art des Ereignisses (Sturm, Hurrikan, Erdbeben, Überschwemmungen) und Regionen (USA, Europa, Asien) verteilt. Damit wird das Gesamtrisiko seiner Anlage ausgeglichen.
Der Markt für Cat-Bonds ist noch jung. Es bedarf eines Zugangs zu den Emittenten und einer hohen Expertise, um die Ausfallrisiken und Schadensereignisse gut beurteilen zu können. Daher bieten sich für Anleger nur Fonds als Vehikel an. Einzelne Bonds können nicht erworben werden. Die Anzahl der Fonds ist überschaubar, die Fondsmanager sind aber i. d. R. schon seit Jahren in diesem Segment tätig.
Die Rendite der Anlageklasse im Jahr 2012 war attraktiv. Der Plenum-Fonds hat beispielsweise 5,12% erzielt. Dennoch schlägt ein großes Schadensereignis schnell auf die Rendite durch. So führten das Erdbeben in Japan mit dem Tsunami oder auch der Hurrikan Katrina zu einem Kursrückgang bei den Fonds, der aber wieder ausgeglichen wurde. Mittel- und langfristig ist eine positive Rendite festzustellen. Der „SWISS Re Cat Bond Index" hat seit 2006 um gut 50% Plus gemacht. Die Fonds sind nicht täglich handelbar, sondern in der Regel an ein bis drei Handelstagen im Monat.
Fazit: Wer eine innovative Anlageform sucht, sollte Katastrophen-Anleihen mit ins Kalkül ziehen. Wie bei allen Fonds hängt das Wohl und Wehe vom Geschick des Managers ab – und davon, dass große Naturkatastrophen ausbleiben