Banken in Not
Die Weltleitbörsen verlieren zusehends an Aufwärtsdynamik. Das Kaufinteresse versiegt regelmäßig kurz vor technischen Widerständen und an den US-Börsen nicht weit von den Allzeithochs.
Mit der abflauenden Konjunktur geht eine nachlassende Kauflust von Industrie und Verbrauchern einher. Insbesondere die sich tendenziell verschlechternden Einkaufsmanager-Indizes nehmen den Schwung aus der Börse. Die Skepsis der Einkäufer von heute bedeutet morgen weniger Aufträge, geringere Umsätze und rückläufige Gewinne. Damit versiegt die Phantasie für weitere Kurssteigerungen. Passend dazu sind die US-Öllagerbestände überraschend gestiegen, um immerhin 2,8 Mio. Fass. Das dürfte den Ölpreis dämpfen.
Auch EZB zeichnet trübes Bild
EZB-Präsident Mario Draghi hat gestern ebenfalls das Szenario einer deutlich abflauenden Wirtschaftsentwicklung gezeichnet. Das Problem dabei ist nur, dass die Märkte wissen, dass die Notenbank keine Möglichkeit hat, auf eine hartnäckige Konjunkturflaute mit den üblichen Mitteln – Zinssenkungen – zu reagieren.
Offenbar baut die EZB deshalb schon wieder dem Einsatz unkonventioneller Maßnahmen vor. Einerseits hält sie die Zinsen am Boden, um die Staatshaushalte zu entlasten und den Geldverleih anzukurbeln. Das funktioniert allerdings auch nur, wenn die Unternehmen noch genügend Sicherheiten zu bieten haben. Andererseits müssen Banken Strafzinsen für das bei der Zentralbank geparkte Geld zahlen. Damit will die EZB die Ausgabenfreude von Unternehmern und Verbrauchern anstupsen.
Zugleich belasten die Währungshüter damit erheblich die Erlöse der Geldhäuser. Nun loten die Währungshüter aus, wie sie die Banken von der Last der Strafzinsen befreien können. Diese Überlegung macht Commerzbank und Deutsche Bank zusätzlich attraktiv. Einerseits dürften die Kurse weiter von der sich abzeichnenden Fusion profitieren (FK vom 13.12.2018). Erleichterungen bei den Strafzinsen würden wie ein zusätzlicher Gewinnhebel für beide Geldhäuser wirken.
Zinsen bleiben weiter unten
Andererseits sind Strafzins-Erleichterungen ein Beleg dafür, dass die Zinsen noch lange bei Null bleiben werden. Zugleich sehen wir darin das Eingeständnis, dass die EZB mit ihrer „Rettungspolitik" das Geschäftsmodell der Banken zerstört. Europäische und insbesondere deutsche Banken leiden massiv unter der Geldpolitik, was auch an der Kursentwicklung abzulesen ist.
Jetzt ist es sinnvoll, auf defensive Aktien zu fokussieren. Konjunktur unabhängige Branchen wie Telekom oder Versorger sind in schwächeren Konjunkturphasen meist gute Investments. Außerdem sollten Anleger Aktien mit hoher Dividendenrendite bevorzugen. Die Ausschüttungen sind ein Puffer gegen Kursverluste (vgl. Artikel).
Fazit: Wir halten die Börsen kurzfristig für ausgereizt. Keine neuen Käufe; Stopps einziehen und abwarten.
Hinweis: Am 5. und 6. April sind wir wieder zu Gast auf der Invest-Messe in Stuttgart. Sie finden uns wie immer am Stand F404. Gern stehen wir Ihnen dort auch persönlich Rede und Antwort.