Bloß kein Strategiewechsel
Nur keine Panik in kritischen Marktphasen! Wir erklären, warum ein Strategiewechsel bei der Vermögensanlage ins Geld gehen kann.
Das Jahr 2016 begann für Anleger turbulent. In der am 1.1.2016 gestarteten 4. Runde des FUCHS Performanceprojekts von Dr. Jörg Richter und Verlag Fuchsbriefe (www.pbpi.de) blieben nur wenige von Verlusten verschont. Der Durchschnitt der Vermögensverwalter vermeldet ca. 3% Minus seit Jahresanfang. In der Spitze wurden per 5. Februar 16% Verlust verbucht.
Ein Fall aus der Praxis
Sabine Franzis ist von den aktuellen Börsennachrichten stark verunsichert. Anfang 2015 hat sie ihre Bank gewechselt und die Strategie neu festgelegt: „ausgewogen“ mit mehr Aktien. Nach einem guten Start ist ihr Depot jetzt deutlich im Minus. Dabei hatte der neue Vermögensverwalter eindrucksvoll erläutert, dass sein Ansatz vor Verlusten schütze. Eine relativ „geringe Volatilität“ sollte ihr Depot haben. Jetzt denkt sie, dass doch irgendwas schiefgelaufen ist. Was ist passiert? Wieder mal hat die Kommunikation mit dem Anlageberater nicht richtig geklappt. Er hatte den gesamten veranschlagten Anlagezeitraum im Blick. Franzis aber „tickt“ als Betroffene wie die meisten Anleger anders. Ihre wichtigste Frage ist: Welchen Verlust kann ich wirklich – unabhängig von irgendeiner Zeitdauer der Verlustphase – ertragen? Und zwar in zweierlei Hinsicht: Objektiv: Bei welchem Verlust in meinem Depot komme ich finanziell in eine bedrohliche Situation? Das kann bei kleinen Vermögen sehr schnell geschehen. Vielleicht soll mit dem Geld der Ruhestand finanziert oder ein Haus abbezahlt werden oder es ist nach dem Notgroschen die einzige Reserve. Bei anderen können z. B. 200.000 Euro Verlust im Depot völlig ungefährlich sein, weil genug anderes Kapital da ist oder weil das laufende Einkommen die Existenz sichert. Emotional: Bei welchen Verlusthöhen (in Eurobeträgen und in Prozent) werden ich oder meine Familie nervös? Meist gibt es hier mehrere Stufen, bei 5% weniger schaue ich z. B. häufiger auf’s Depot, bei 10% werde ich unsicher und ab 20% muss ich mit Panikattacken rechnen. Diese Klärung wird gerne vermieden oder an den Berater delegiert. Doch dieser kann dabei nur Hilfestellung leisten. Er sollte wissen, wie man sich emotional Verluste vor Augen führt. Und möglichst mit absoluten Zahlen arbeiten, statt mit relativen. Meist hilft es schon, sich in die Finanzkrise 2008 hineinzudenken. Oder den Januarcrash 2016 dafür zu nutzen. Warum ist diese Frage wichtig? Weil die größte Geldvernichtung dann stattfindet, wenn in kritischen Marktphasen ein Strategiewechsel vorgenommen werden muss, um das Risiko zu reduzieren. Verluste werden realisiert. Ein solcher Kapitalverzehr ist dann endgültig! Der Wechsel der Vermögensstrategie in der „Panikphase“ ist der größte Fehler, den ein Anleger machen kann. Das zeigt nachfolgende Grafik. Die Linien zeigen den Verlauf einer Kapitalanlage ab 2007. 500.000 Euro wurden in eine Strategie mit 60% Aktien angelegt. Dann kam die Finanzkrise. In Panik wechselte der Anleger in die Strategie mit weniger Risiko – am Tiefpunkt. Ergebnis: Der Wechsel wurde sehr teuer. Hätte sich der Anleger gleich richtig eingeschätzt (=30% Aktien) betrüge sein Vermögen zum Jahresende 2015 750.000 Euro – so sind es ca. 150.000 weniger. Die Grundregel lautet also: „Halte deine Strategie durch“. Auch wenn sie höhere Aktienquoten beinhaltet und es gerade nicht gut läuft. Und: Definiere mit dem Vermögensverwalter, welcher Verlust für dich maximal erträglich ist – objektiv und emotional! Diese Angabe sollte ein Wert in Euro oder Prozent vom jeweiligen Höchststand sein. Dann haben Kunde und Vermögensverwalter die Sicherheit, dass sie ein gemeinsames Bild von den potenziellen Schwankungen im Depot haben.Fazit: Unabdingbar am Beginn einer Kunden-Vermögensverwalter-Beziehung ist die Investition in Zeit für die Klärung des maximalen erträglichen Verlusts. Kunden sollten auf eine ausführliche Diskussion und die schriftliche Fixierung dieses Wertes zu bestehen.