Während der Showdown um den Verbleib Griechenlands in der Eurozone zu einer Farce gerät, behaupten die Märkte ihre Hochplateaus. Hier scheinen die Kurse nur kurz Rast machen zu wollen – nach einer größeren Korrektur sieht es nicht aus. Seit acht Tagen schwanken die Kurse um die runde Marke von 12.000 Punkten. Wichtige Unterstützungen haben bisher gehalten. Sie begrenzen zunächst das Risiko auf der Unterseite. Technisch scheint also alles gut.
Die politische Situation innerhalb der Eurozone ist aber äußerst fragil. Die Unbekümmertheit, mit der sich die Märkte auf die Versprechungen Angela Merkels, Griechenland unbedingt in der Eurozone halten zu wollen, verlassen, ist schon beinahe erschreckend naiv. Die vergangenen 60 Tage seit der Amtsübernahme durch Syriza haben gezeigt, dass Griechenland ein kaputter Staat ist. An seiner Spitze stehen Lügenbarone, auf die nur in einem Punkt Verlass ist: Sie tricksen. Wie lange kann man sich damit arrangieren, ohne vom eigenen Wähler dafür abgestraft zu werden?
Griechenland wird in diesem Jahr erneut frisches Geld der Europartner brauchen. Begründungen dafür zu finden, wird immer schwieriger. Denn bis es so weit ist, wird Athen erneut nur Versprechungen abliefern. Bisher wurden diese noch stets im gesetzgeberischen Tagesgeschäft umgangen und verwässert. Syriza hat ja im Grunde schon angekündigt, dass man daran nichts ändern wird. Es ist schon mutig, dies zu überhören.
Dem Publikum wird immer klarer, dass Griechenlands Rettung auf Betrug und Selbstbetrug fußt. Gerade einmal 10% der ausstehenden Steuereinnahmen will die neue Regierung einfahren. Erlasse und Stundungen sollen dazu führen, dass die Griechen überhaupt etwas zahlen. Wer das als akzeptablen Pragmatismus bezeichnet, ist ein Filou, denn er will die eigene Bevölkerung politisch übervorteilen.
Europa hat bislang keinen Plan B. Es steht – bezogen auf Griechenland – vor der Wahl zwischen Ende mit Schrecken und Schrecken ohne Ende. Bei dieser Perspektive könnte der „atmende Euro“ auch eine positive Vision sein. Ihm könnten Länder beitreten, wenn sie dafür stark genug sind, und aus ihm herausgehen, wenn die Kräfte nicht (mehr) reichen. Das würde enorm disziplinieren, mehr als jedes Vertragswerk.
Die Furcht vor den (politischen) Kosten ist ein Popanz. Am teuersten wird das ständige Aufschieben einer Entscheidung in einer ausweglosen Situation – und in der befindet sich Griechenland bezogen auf seine Schuldenlast und Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der Eurozone. Es wäre daher besser, den Märkten den atmenden Euro als strategische Option zu verkaufen, nicht als GAU.
Fazit: Auch wenn wir den Willen der Euro-Partner, Griechenland in der Einheitswährung zu halten, kennen, wissen wir um die Unberechenbarkeit griechischer Politiker. Sichern Sie daher das eigene Depot ab, auch wenn es Rendite kostet. Auf Seite 6 machen wir dazu einen Vorschlag. Der Schwarze Schwan breitet seine Flügel aus. Er könnte in Athen landen.