Die Märkte am seidenen Faden
Das zweite Quartal 2018 wird das wichtigste des laufenden Börsenjahres. In den nächsten drei Monaten wird entschieden, ob die Aktienmärkte ihren langjährigen Aufwärtstrend noch einmal bestätigen können oder ob sie zu einer ausgedehnten Korrektur ansetzen werden.
Zu Beginn des zweiten Quartals steht es Spitz auf Knopf. Die taktgebenden US-Aktienbörsen ringen im Moment fast täglich darum, den langfristigen Aufwärtstrend zu verteidigen. Im Dow Jones verläuft dieser bei etwa 23.400 Punkten. Im deutlich marktbreiteren S&P 500 bei ca. 2.500 Zählern.
Die Börsenbullen rennen noch, aber sie scheinen müde zu werden. Die ersten sind auch bereits scheu geworden und haben sich vom Parkett zurückgezogen. Sichtbar wird das daran, dass die US-Börsen im März bereits mehrfach kurzzeitig unter den langjährigen Aufwärtstrend (gemessen an der 200-Tagelinie) gefallen sind.
Die Stimmung droht zu kippen
Bullen und Bären ringen gerade verbissen darum, wer in den nächsten Monaten den Ton angeben wird. Ausgerechnet der marktbreite S&P 500 sendet ein Warnsignal. Der Index, der die US-Wirtschaft in Aktienkursen besser als der Dow abbildet, ist schon öfter und deutlicher unter die 200-Tagelinie gefallen. Das deutet darauf hin, dass die Kurse einer Vielzahl von Unternehmen ausgereizt sind und die Stimmung allmählich dreht.
Fundamental gibt es reichlich Gründe, warum der seidene Faden reißen könnte, an dem die Aktienkurse hängen. Die Zinswende ist vollzogen. Vor allem in den USA geht es aufwärts. Das verteuert Kredite (auch die hoch gehebelten US-Aktienkredite), bremst früher oder später die Wirtschaft und schafft zugleich Anlagealternativen zu Aktien (10-jährigen Renditen mit fast 3%). Damit ändert sich das Umfeld grundlegend, das die Aktienmärkte seit Jahren geprägt hat.
Trump-Turbo zieht nicht mehr
Politisch hat der Wind ebenfalls gedreht. Der Trump-Turbo (Steuerreform), der die Börsen monatelang enorm gepusht hat, erzeugt kaum noch Druck. Zugleich ist Trump ein wirtschaftspolitischer Geisterfahrer. Insbesondere mit China eskaliert der Zoll-Streit gerade. Aber auch gegen die EU-Exporteure sollen neue Zölle erhoben werden. Das könnte noch gravierende negative Langfristfolgen für die globale Wirtschaft haben.
Die Aktienmärkte stellen sich auf diese Unsicherheiten ein. Angesichts ihrer hohen Bewertung – zumindest in den USA – haben sie nicht viel Potenzial, zusätzlich zu einem schlechter werdenden Gesamtumfeld dauerhaft negative Nachrichten mit optimistisch steigenden Kursen zu quittieren. Die europäischen Börsen, insbesondere der DAX, können sich davon nicht abkoppeln.
Der DAX könnte sogar Vorläufer der US-Börse sein. Da der Index von US-Anlegern dominiert wird, ist es wahrscheinlich, dass sie zuerst hier ihr Geld abziehen, bevor sie anfangen, an der Heimatbörse zu verkaufen. Der DAX ist bereits deutlich unter seine 200-Tagelinie gefallen.
Fazit: Das zweite Quartal wird entscheidend für das Börsenjahr 2018. Die Aktien könnten zurück zu den alten Hochs finden, wenn der Handelsstreit nicht eskaliert. Wir halten aber ein weiteres kontinuierliches Absinken der Kurse für wahrscheinlicher. Spätzyklische Rohstoff-Aktien und Edelmetalle sollten übergewichtet werden. Selektiv können „ausverkaufte" Aktien schon wieder eingesammelt werden.
Lesen Sie dazu auch unseren Artikel vom 04.01.2018
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