Fed nimmt Finanzmarktstabilität ins Visier
Die US-Notenbank versetzt die amerikanischen Aktienmärkte in Verzückung. Die Andeutungen der Fed, im nächsten Jahr das Tempo aus den Zinserhöhungen heraus zu nehmen, haben dem Dow zu einem Freudensprung veranlasst.
Nach dem Hochsprung kommt aber die Landung - auch wenn viele daran gerade nicht denken. Wir interpretieren die Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell eher kritisch. Fundamental betrachtet hat die US-Notenbank die Erwartung, dass sich die US-Konjunktur spürbar abschwächt. Das muss nicht gleich das Abrutschen in eine Rezession bedeuten.
Viele Aktien sind zu hoch bewertet
Verliert die US-Wirtschaft an Schwung, sind so hohe Aktienbewertungen wie derzeit fundamental nicht gerechtfertigt. Zumindest verliert die US-Börse in diesem Szenario ihre Aufwärtsperspektive. Denn die Aktienkurse werden dann ins Verhältnis zu langsamer wachsenden Gewinnen gestellt. Das dürfte etliche US-Werte belasten. Die Aktienrückkäufe der US-Unternehmen sind dann nur noch Kosmetik und ohnehin Zeichen dafür, dass sie keine lukrativen Unternehmensinvestitionen machen können.
Strategisch gewichtiger an Powells Worten waren aber seine Ausführungen zu den Finanzmärkten. Demnach rückt die Finanzmarktstabilität nun ausdrücklich in den Fokus der US-Währungshüter. Das ist gewichtig. Denn eigentlich soll sich die Fed um Arbeitslosigkeit und Inflation kümmern.
Die US-Notenbank rückt damit die Aktien- und Immobilienmärkte in den Fokus. Von beiden waren zuletzt auch nicht zu übersehende Warnsignale ausgesendet worden. Der Dow hatte sich bedenklich der kritischen Marke von 24.000 Zählern genähert (vgl. FK vom 22.11.). Unter dieser Marke hat die Börse viel Platz nach unten, der vermutlich per Stopp-Kursen und automatischer Handelssysteme auch schnell ausgenutzt werden dürfte.
Ähnlich wie 2007 - nur mit größerer Fallhöhe
Erst gestern kam schließlich ein frisches Warnsignal vom Häusermarkt. Die Verkäufe waren gegenüber dem Vormonat um 8,9% zurückgegangen. Das ist keine normale Schwankung, sondern zeigt auch die Bremswirkung steigender US-Zinsen. Der Warnschuss vom Häusermarkt dürfte bei der Fed viel stärker gewirkt haben, als das Twitter-Getöse von US-Präsident Donald Trump in Richtung Notenbank.
In den USA aber auch weltweit sehen wir gerade ein ähnliches Bild wie 2007. Hohe Häuserpreise, hohe Aktienkurse und steigende Zinsen – allerdings bei höheren Schulden als damals. Sowohl Staaten, als auch Unternehmen stehen tiefer in der Kreide als vor Ausbruch der jüngsten Finanzkrise. Angesichts dessen ist es erstaunlich, dass die Edelmetallpreise unter Druck stehen.
Fazit: Kurzfristig haben die Börsen wieder Aufwärtspotenzial mit Rückendeckung der Fed. Wir raten dazu, steigende Kurse mit Stopps abzusichern und Positionen im Anstieg zu reduzieren. Edelmetalle gehören auf die Kaufliste. Klettern die Märkte noch einmal Richtung Allzeithochs, bieten sich auch Short-Positionen an.