In Grenzmärkte investieren
Einer der wichtigsten Anlagegrundsätze lautet: Vermögende sollten ihr Kapital weltweit verteilen. Der einfachste Weg für Aktieninvestoren ist der Kauf eines Indexfonds auf den MSCI World. Mit einem einzigen Wertpapier ist der Anleger in 1.600 Aktientitel investiert – verteilt auf 23 Länder. Diese Länder gelten als „entwickelte" Märkte. Dazu zählen die USA und Kanada und viele europäische Länder wie Deutschland, Norwegen oder die Schweiz. Ebenso sind u. a. Australien, Japan und Neuseeland dabei.
Emerging Markets
Die Schwellenländer („Emerging Markets") sind dagegen nicht im MSCI World enthalten. Wer diese Länder mit im Fonds haben will, kauft einen Indexfonds auf den MSCI ACWI („All Country World Index"). Dann sind knapp 2.500 Unternehmen im Portfolio – gewichtet nach ihrem Börsenwert („kapitalgewichtet"). Der Weg ist klug: Die Forschung lehrt, dass die Strategie, ohne gezielte Aktienauswahl kapitalgewichtet zu investieren, sehr erfolgreich ist. Die Suche nach Mehrrenditen durch gezielte Aktienauswahl geht meist schief oder ist nicht kosteneffizient.
Grenzmärkte
Ein Marktsegment bleibt aber außen vor: Die sog. „Frontier Markets", auch Grenzmärkte genannt. Deren Börsen und Kapitalmärkte sind so unterentwickelt, dass ein systematisches Investieren schwer ist. Die Marktzugänge sind kompliziert, es bestehen politische Risiken und wichtige Bausteine eines ordnungsgemäßen Kapitalverkehrs sind nicht vorhanden. Dadurch ergeben sich große Chancen für Anleger – verbunden mit ebenso großen Risiken. Der Indexanbieter MSCI zählt u. a. zu den Grenzmärkten die Länder wie Jamaika, Kroatien, Ukraine und afrikanische Länder wie Kenia, Ghana, Nigeria, Bangladesch, Sri Lanka und Vietnam.
Beimischung in Betracht ziehen
Weltweit agierende Anleger sollten die Beimischung dieser Grenzmärkte in Betracht ziehen. Eine strategische Quote von 5 bis maximal 10 % des Aktienbestands ist ein Richtwert. So erhöht der Investor seine Renditemöglichkeit, zugleich steigt aber das Schwankungspotenzial des Portfolios. Die Beimi-schung sorgt in einigen Marktphasen zusätzlich für eine bessere Risikoverteilung. Dies war in 2017 gut zu sehen. Während Anfang des Jahres die entwickelten Märkte Verluste erlitten, blieben die Grenzmärkte davon unbeeinflusst. In 2017 schafften die Frontier Markets für einen Euroanleger einen Zuwachs von 21,7 %, während der All Country Index „nur" auf 8,7% kam. In 2018 sind die Vorzeichen umgekehrt. Die Grenzmärkte haben mächtig gelitten und sind mittlerweile 7 % im Minus, während der All Country Index bei 4,6 % im Plus ist.
Die richtige Zeit
Für antizyklisch denkende Investoren könnte daher jetzt ein taktisch guter Zeitpunkt sein, um in die Grenzmärkte zu investieren. Anders als ein Investment in den MSCI World oder den MSCI ACWI sind Indexfonds bei Frontier Markets ungeeignet. Die passive Abbildung solcher „Exotenbörsen" ist herausfordernd und mit hohen Kosten verbunden.
Deshalb ist es die Domäne der aktiv gemanagten Fonds, in Frontier Markets zu investieren. In den Grenzmärkten können Fondsmanager noch ihre Expertise zeigen. Die Aktienanalyse vor Ort ist aufwändig, der Informationsvorteil lässt sich so in Rendite umsetzen – anders als in den entwickelten Ländern, wo neue Informationen schnell in den Kursen verarbeitet sind.
Die Fondsauswahl für deutsche Anleger ist allerdings nicht üppig, wie nachfolgende Tabelle zeigt.
i |
FONDSAUSWAHL |
|
Fondsname |
WKN |
|
Coeli Frontier Markets |
A1XFVH u.a. |
|
OAKS EM und Frontier Markets Opp. |
A1W55K u.a. |
|
MAGNA New Frontier |
A1H7JK u.a. |
|
Templeton Frontier Markets |
A0RAK3 u.a. |
|
BARING Frontier Markets |
A1KCK3 u.a. |
|
HSBC Frontier Markets |
A1JRME u.a. |
|
Schroder ISF Frontier Markets |
A1W2D2 u.a. |
|
|
||
eigene Recherche, alle Angaben ohne Gewähr. |
Fazit:
Grenzmärkte sind noch von vielen Anlegern unbeachtet. Doch diese Märkte bieten hohe Renditepotenziale und sind zur Beimischung im Aktienportfolio gut geeignet.