Börsenerfolg ist in der Theorie einfach. Immer zum richtigen Zeitpunkt kaufen und verkaufen – und dann das Kapital bis zur nächsten Chance sicher und ertragreich parken. Das ist schon alles.
In der Praxis ist Börsenerfolg natürlich nicht besonders einfach – ganz im Gegenteil. Dennoch gibt es immer wieder Versuche, Handelssysteme zu finden, die möglichst dicht an die Theorie des Börsenerfolgs herankommen. Ein solches Handelssystem, das bereits lange sehr erfolgreich und profitabel arbeitet, wurde Mitte der 90er Jahre von Dr. Thomas Gebert entwickelt. Ein einfaches Punktesystem entscheidet darüber, ob in den deutschen Aktienmarkt (DAX) investiert wird oder nicht.
Geberts System im Überblick: Einen Pluspunkt für den Börsenindikator gibt es, wenn die letzte Zinsänderung der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Senkung war. Bei einer Zinserhöhung gibt es keinen Punkt. Einen weiteren Pluspunkt gibt es für fallende Inflationsraten. Eine gleichbleibende oder höhere Inflation wird mit null Punkten bewertet. Auch die Entwicklung des US-Dollar-Kurses hat Einfluss auf den Börsenindikator. Notiert der Greenback über seinem Stand von vor zwölf Monaten, gibt es einen Punkt. Letzter Faktor ist Saisonalität. In der Zeit vom 1. November bis zum 30. April wird ein Punkt addiert, in den anderen Monaten nicht. Um ein Handelssignal zu erzeugen, werden die Punkte der vier Kategorien addiert. Ergibt die Summe drei oder vier, ist dies ein Kaufsignal. Null oder Eins zeigt ein Verkaufssignal an – die Position wird verkauft, das Kapital als Tagesgeld angelegt. Bei zwei Punkten ist der Börsenindikator neutral eingestellt und ändert das zuvor gegebene Signal nicht. Berechnet wird der Indikator immer montags.
Trotz dieser simplen Methode erzielte Geberts Börsenindikator langfristig einen enormen Gewinn. Seit 1996 legte der Indikator um 2.300% zu – wenn das Kapital in Phasen ohne Signal zum Kapitalmarktzins angelegt wurde. Der DAX kletterte im selben Zeitraum nur um 430%. Beachtlich: Lediglich acht Kaufsignale und sieben Verkaufssignale hat der Indikator seit 1996 ausgelöst. In keiner der bislang sieben voll abgeschlossenen Transaktionen haben Anleger Geld verloren. Im Mittel lag zwischen Kauf und Verkauf ein Gewinn von rund 45%.
Damit lässt der Börsenindikator sogar die besten Aktienfonds und auch Investment-Legenden wie Warren Buffet alt aussehen. Vergessen darf man zudem nicht, dass Anleger mit diesem Indikator auch nur in der Hälfte der Zeit investiert waren und sich somit einem weitaus kleineren Risiko den Märkten ausgesetzt haben.
Die US-Investmentbank Merrill Lynch hat Geberts-Börsenstrategie in ein Zertifikat gepackt und so Anlegern zugänglich gemacht. Das erste Zertifikat wurde 2006 emittiert und ist inzwischen ausverkauft. Merrill Lynch nimmt das Zertifikat zwar zurück, stellt aber keine Kaufkurse mehr. Seit Juni 2012 können Anleger jedoch in das Folgeprodukt: Merril Lynch Börsenindkator 2 Zertifikat investieren. Es folgt derselben Regel wie das erste Zertifikat. Das Papier kann beim Emittenten oder an den Zertifikatebörsen Stuttgart und Frankfurt gehandelt werden (Verwaltungsgebühr 1,00%). Diese wird bei der Berechnung des Zertifikatspreises direkt abgezogen.
Aktuell notiert der Indikator bei 3 Punkten. Das Zertifikat ist also im DAX investiert. Allerdings müssen Anleger beachten, dass die Zinsen für kurzfristige Einlagen (Tagesgeld) inzwischen stark gesunken sind. Wird also ein Verkaufssignal generiert und der Erlös im Geldmarkt geparkt, können Anleger in dieser Wartezeit nicht mit einer interessanten Verzinsung rechnen. Das dürfte die langfristige Performance im aktuellen Marktumfeld drücken.
Fazit: Die langfristige Wertentwicklung spricht für die einfache Struktur des Börsenindikators von Dr. Thomas Gebert. Es gelingt offensichtlich, zur richtigen Zeit und so lange wie möglich investiert zu sein, bevor der Markt dreht. Das Zertifikat eignet sich für langfristig orientierte Anleger, die ihre Kauf- und Verkaufsentscheidungen gern an diesen Indikator delegieren. Längere Phasen der „Desinvestition“ sollten Anleger einkalkulieren.
Stiftungsgeeignet: bedingt, es gibt bspw. keine Ausschüttungen
Produktcharakteristika | Stärken-Schwächen-Profil |
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Auflagedatum: 06.06.2012 | + gute Performance, Zeiten fallender Aktienkurse werden vermieden |
Emissionspreis: 100 Euro | + Anleger müssen sich um das richtige Timing einer Anlage keine Gedanken machen |
Emissionsvolumen: 100.000 Stück | + die Wertentwicklung des DAX wurde um Längen geschlagen |
Gesamtkostenquote: 1,00 % p. a. | - relativ hohe Verwaltungskosten |
Anlagestrategie: Strategiezertifikat, welches nach einem klar definierten Punktesystem entweder in den DAX investiert oder das Geld im Geldmarkt parkt. | - keine Ausschüttung von Zinsen oder Dividenden (diese erhöhen jedoch den Wert des Zertifikats) |
Anlagehorizont: langfristig (ab 5 Jahre) | - im aktuellen Niedrigzinsumfeld sind kaum noch Zinserträge zu erwarten |
Bewertungsfazit: Profitable Strategien müssen nicht kompliziert oder auf hochfrequentes Handeln ausgelegt sein. Der Gebert-Börsenindikator zeigt, dass ein simples Punktevergabesystem erstaunlich hohe Renditen bringen kann. Das Merrill Lynch Zertifikat setzt diese Signale automatisch um. Anleger, die dies nicht selbst machen wollen, finden hier eine attraktive und lukrative Anlagemöglichkeit.