Insbesondere unterhalb der Schwelle zum Wealth-Management-Kunden (1-3 Mio. Euro Anlagevermögen) wird es immer mehr Standard-Beratung geben, die zunehmend auch online erfolgt. Vorreiter sind die großen Schweizer Banken UBS, Credit Suisse und Julius Bär. Sie haben entsprechende Baukasten-Modelle entwickelt (FB vom 17.11.2014), die sie derzeit verfeinern und auf ihre „Marktgängigkeit“ prüfen.
Die Banken versuchen auf diese Weise, das lange gebräuchliche „Zweithonorar“ – die Verkaufs- und Bestandspflegeprovisionen – auszugleichen. Provisionen sind in Verruf geraten, da sie den Bankberater dazu verführen können, dem Kunden ungeeignete Produkte zu verkaufen. Sie werden künftig entfallen. Bei der UBS in der Schweiz ist der Verzicht ab 2016 geplant. Für Kunden, die intensiv Anlagetipps abfordern, gilt bei der Credit Suisse eine Jahresmindestgebühr von 8.000 CHF. Das sind nach dem jüngsten Kurssturz der europäischen Einheitswährung auch beinahe ebenso viele Euro.
Bei der UBS soll zudem das Motto gelten: keine Beratung mehr ohne Vertrag. Demnach gibt es Verträge für drei Standard-Kundentypen: jenen, die die Vermögensverwaltung ganz der Bank überlassen (diskretionär); jenen, die alles selber machen wollen; und jenen, die hin und wieder einen Berater konsultieren oder auf gute Tipps ihrer Bank hoffen, die sie dann umsetzen. Solche Tipps dürften verstärkt von Computern ausgespuckt werden, die mit der Hausmeinung der Bank gefüttert sind, und dann dem Kunden online zugehen.
Fazit: Wirklich individuell wird Beratung immer häufiger erst ab Anlagesummen von mindestens einer, oft auch erst drei Mio. Euro. Das ist schon heute in vielen Häusern der Fall, wird sich aber aufgrund fortschreitender Standardisierung im Zuge regulativer Vorgaben der EU verstärken.