Startbasis für Jahresendspurt gesucht
Wirecard hat den Aufstieg in den DAX geschafft. Ab dem 24. September wird die Aktie im wichtigsten deutschen Index gelistet sein. Damit ist das Fin-Tech-Unternehmen binnen Rekordzeit in die oberste deutsche Börsenliga geklettert, hat die Commerzbank aus ihr verdrängt. Die „Gelbe" war seit Juli 1988 im DAX gelistet.
Die Veränderung der Index-Zusammensetzung spiegelt den grundlegenden Wandel der Wirtschaft. Fin-Techs drängen nach vorn, verändern massiv die Geschäftsmodelle in vielen Branchen. Das spiegelt sich in der Kursentwicklung. Mit dem aktuellen Börsenwert von rund 24 Mrd. Euro ist Wirecard mehr als doppelt soviel Wert wie die Commerzbank und teurer als die Deutsche Bank (ca. 20,4 Mrd. Euro).
Wir hatten Ihnen Wirecard zuletzt im November 2017 (KAP vom 16.11.17) zum Kauf empfohlen. Unser damaliges Kursziel hat die Aktie längst weit übertroffen. Allein in diesem Jahr hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt. Das ist aber gerade zuletzt auch den notwendigen Käufen jener Fonds zu verdanken, die den DAX abbilden und nun Wirecard kaufen mussten. Das hat eine Sondernachfrage ausgelöst.
Nach oben wird die Luft dünn
Der fulminante Kursanstieg ist absolut ausgereizt. Die Sondernachfrage verpufft und Spekulanten, die genau auf diesen Effekt gesetzt haben, machen jetzt Kasse. Fundamental ist Wirecard ohnehin viel zu teuer. Zwar wächst das Unternehmen mit beeindruckenden Raten. Doch das aktuelle KGV von rund 60 ist weit überzogen. Darum steht jetzt eine technische Korrektur an. Bei einer Kursnotiz von 50% über dem Durchschnittskurs der letzten 200 Tage könnten diese durchaus heftig ausfallen – ohne den langfristigen Aufwärtstrend zu gefährden. Wer noch investiert ist, sichert seinen Gewinn zumindest per Stoppkurs ab. Neue Käufe bieten sich frühestens um 160 Euro an.
Die Märkte insgesamt setzen ihren Kontinentaldrift fort (FK vom 30.8.). Die US-Börsen laufen weiter seitwärts. Der DAX steht unter Druck und muss aktuell sogar um die Unterstützung bei 12.000 Punkten ringen. Damit liegt der Index seit Jahresanfang mit gut 5% im Minus. Die vorerst letzte Haltelinie in dieser Seitwärtsrange liegt bei 11.800 Punkten. Das Aufwärtspotenzial ist bei 12.600 Punkten begrenzt. Wie erwartet hat sich auch der Euro schon wieder von der Hürde bei 1,20 nach unten abgesetzt.
Wohin läuft der DAX bis Jahresende? Diese Frage beantworten die meisten Banken mit eingeschränkten Prognosen. Die Mehrzahl der Institute sehen den DAX in einer engen Spanne von etwa 3% um den aktuellen Stand. Fast alle Banken haben ihre Prognosen um ca. 5% gegenüber dem Jahresanfang gesenkt. Die höchste Prognose fanden wir bei der Deutschen Bank (14.000 Punkte, unverändert seit Jahresanfang). Das dürfte wohl nur noch mit einer ausgewachsenen Jahresendrally zu schaffen sein, wenn sich viele politische Probleme (Türkei, Emerging-Markets, Zollkonflikt) zügig „in Luft" auflösen.
Fazit: Der September ist oft ein schlechter Börsenmonat. Danach wird oft die Jahresendrally eingeläutet. So lange die Unterstützung von 11.800 Punkten hält, besteht die Chance auf einen guten DAX-Jahresendspurt. Darum kaufen wir selektiv ein.