System Draghi macht mürbe
Die Aktienmärkte haben korrigiert, versuchen aber schon wieder den nächsten Anlauf nach oben. Dabei werden sie immer wieder von dem selben News-Twitter-Spiel angetrieben. Kaum ticken die Börsen etwas nach unten, meldet sich Trump zu Wort. Vor wenigen Tagen twitterte er, dass ein Deal mit China viel schneller kommen könne, als bislang gedacht. Dann legte er nach, dass auch das Handelsabkommen mit Japan auf einem guten Wege sei.
Die fundamentale Lage verbessert sich nicht
Die Märkte nehmen diese Twitter-Nachrichten dankbar und fast schon erleichtert an. Sofort stiegen die Aktienbörsen wieder. Das alles ist aber reines News-Trading. Für Strategen viel wichtiger ist die fundamentale Lage, die sich aber nicht verändert oder gar verbessert hat.
Viele Anleger stehen den aktuellen Börsen mit Skepsis gegenüber. Bei einer Fonds-Veranstaltung in Berlin ist der einhellige Tenor der Fondsmanager, dass die Börsen nahe ihrer Allzeithochs derzeit fundamental angesichts der Konjunkturaussichten ausgereizt sind. Damit sie ein relevantes Kurspotenzial von 10% plus X realisieren könnten, müsste es deutliche
Pessimisten auf dem Vormarsch
Verbesserungen bei den Konjunkturdaten und/oder eine reale Lösung im Zollkonflikt geben, so die Einschätzung.
Dazu passt, dass die Anzahl der Börsen-Pessimisten stark zugenommen hat. Für den DAX sind die Institutionellen pessimistischer geworden. Binnen einer Woche stieg der Anteil der Pessimisten um 15% auf 54% Optimisten -12% auf 26%). In den USA ist das Stimmungsbild ähnlich, wenngleich der Anteil der Pessimisten mit 33% noch nicht so hoch ist wie hierzulande.
Am US-Geldmarkt leuchten die Warnlampen immer noch – sogar heller als vor einer Woche. Die Nachfrage nach kurzfristigem Zentralbankgeld wächst rasant weiter. Fast jeden Tag bot die Fed den Banken kurzfristiges „Übernacht-Geld" an. Gestern (Mittwoch) waren es 75 Mrd. US-Dollar, die Banken wollten sogar 92 Mrd. US-Dollar haben. Vor einer Woche waren es noch 53 Mrd. US-Dollar. Hinzu kommen Geschäfte mit 14-tägiger Laufzeit. Ohne die Geldhüter scheint der US-Geldmarkt aktuell nicht ordnungsgemäß zu funktionieren.
Keine Lust mehr auf Draghi und Draghi 2.0
Eine überraschende Personalie gibt es in der EZB. Das deutsche EZB-Ratsmitglied Sabine Lautenschläger tritt zum 31. Oktober zurück. Die ehemalige Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank gibt ihren Posten im sechsköpfigen EZB-Direktorium mehr als zwei Jahre vor Ende ihrer regulären achtjährigen Amtszeit (bis Januar 2022) auf. Die Juristin hatte sich wiederholt sehr kritisch zu den milliardenschweren Anleihenkäufen der Notenbank geäußert und gegen eine Wiederaufnahme der Käufe votiert. Inzwischen sei sie „zermürbt vom System Draghi, der keinen Konsens im Gremium suche." Zudem habe sie wenig Hoffnung, dass es unter der neuen EZB-Chefin Christine Lagarde besser werde. Die EZB verliert damit einen weiteren Stabilitätswächter.
Fazit: Ohne fundamentale Impulse werden die Märkte weiter rein technisch in ihren bekannten Bandbreiten getrieben sein. Für den DAX liegt die untere Begrenzung bei etwa 11.900 Zählern, im Dow sind es etwa 26.100 Punkte. Die Allzeithochs in beiden Indizes sind die jeweiligen Deckel auf den Kursen.