Taktik-Sommer
Im Sommerquartal steht Anlegern ein heißer Tanz auf dem Parkett bevor. Bullen und Bären werden weiter um die Vorherrschaft an den Börsen ringen. Dieser schon im zweiten Quartal ausgetragene Richtungskampf ist noch nicht entschieden.
Die langfristigen Aufwärtstrends insbesondere an den US-Börsen sind gerade noch intakt. Der Dow Jones kämpft momentan täglich darum, sich über der 200-Tagelinie zu halten. Parallel dazu hat er um 24.000 Punkte eine starke technische Unterstützung aufgebaut. Der marktbreite S&P 500 liegt seit Jahresbeginn 3% im Minus. Der DAX notiert unter seiner 200-Tagelinie, verteidigt aber die Unterstützung bei 11.800/12.000 Punkten und liegt seit Jahresbeginn mit 3,5% im Minus.
Relevant für die mittelfristige Kursrichtung ist die Weltkonjunktur. Die hängt in hohem Maße vom Welthandel ab. Dessen Entwicklung ist aufgrund des von den USA entfachten globalen Zollstreits aber schwer zu prognostizieren. Einerseits schreckte der WTO-Chef mit einer Prognose auf, dasss der Welthandel bei einem ausufernden Streit um 60% einbrechen könnte. Andererseits signalisiert die US-Administration gerade ein Einlenken und Entgegenkommen bei den stark befürchteten Autozöllen. Offenbar haben die Amerikaner mal nachgerechnet, welche negativen Folgen (Preiserhöhungen, Arbeitslosigkeit) dies in den USA zur Folge haben könnte.
Die Panik des Anfangs ist verflogen
Die Märkte haben einen großen Teil Sorge bereits eingepreist. In den nächsten Wochen wird sich das Ausmaß der negativen Folgen sukzessive konkretisieren und besser berechnen lassen. Dann werden die Märkte neue Bewertungsmaßstäbe bekommen. Wir erwarten, dass sich einige negative Erwartungen relativieren. Daher gehen wir davon aus, dass die Börsen jegliches Entspannungssignal mit steigenden Kursen quittieren werden.
Für das Sommer-Quartal sehen wir darum gute Chancen, dass die Aktienkurse neue Anläufe nach oben machen werden. Der DAX dürfte sich wieder in Richtung 13.000 Punkte bewegen. Der Dow hat Potenzial bis 25.000 Zähler.
An der Strategie müssen Anleger noch nichts ändern. Das ist erst zwingend, wenn der Dow klar unter die 200-Tagelinie fällt und unter dem jüngsten Verlaufstief von 23.500 Punkten schließt. Das wäre ein deutliches Signal für einen heftigen Aberkauf und längeren Bärenmarkt. Um für diesen Fall heftigen Kursverlusten vorzubeugen, sollten Anleger allmählich Stopp-Kurse in ihre Positionen einziehen (vgl. S. 6). Strategisch gewichten wir weiter Edelmetalle und Rohstoffe über.
Mit veränderter Taktik durch den Sommer
Daneben ist eine Anpassung der Taktik sinnvoll. Die Seitwärtsbewegung kann zum aktiven Handeln genutzt werden. Dabei werden überverkaufte Aktien oder ETF auf Indizes am unteren Ende der Seitwärtsrange gekauft und am oberen Ende auch wieder zügig abgegeben (vgl. FK vom 28.6.). So kann mit einem Teil des Kapitals die Rendite auch in kurzfristigen Börsenbewegungen gesteigert werden. Im FUCHS-Depot ist uns das im zweiten Quartal recht gut gelungen. Obwohl der DAX sich unter dem Strich kaum bewegt hat, haben wir den Depot-Wert um 1,5% im Quartal gesteigert.
Aktive Aktienverkäufe am oberen Ende der Seitwärtsspanne der Indizes halten wir für falsch. Klüger ist es, die taktische Absicherung zu erhöhen und dann Short-ETF zu kaufen. Diese lassen sich zügig wieder glattstellen, wenn die Märkte korrigiert haben.
Fazit: Der Börsen-Sommer wird volatil. Die Aufwärtstrends in den USA sind zwar angegriffen, aber noch intakt. Der DAX ist noch in der Seitwärtsrange gefangen. Solange es den Trendbruch nicht gibt, hat die Strategie Bestand. Dann kann höchstens kurzfristiger taktischer Handlungsspielraum genutzt werden.