Es hat sich bewährt, frühzeitig mit dem planvollen Aufbau des „Ausbildungsvermögens“ zu beginnen. Denn die Kosten summieren sich schnell auf sechsstellige Beträge. Und es gibt diverse Unbekannte und Faktoren, die berücksichtigt werden sollten.
Martha Sacharow möchte ihren Enkel versorgen. Er hat vor wenigen Wochen das Licht der Welt erblickt. Der Gedanke der Unternehmerin: In 20 Jahren sollen für Studium und Berufsstart monatlich 3.000 Euro zur Verfügung stehen – fünf Jahre lang. So kommt ein Betrag von 180.000 Euro zusammen.
Ein Vermögensstratege, den sie um Rat fragt, verweist auf die Wirkung der Inflation. Somit benötigt ihr Enkel bei einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2% p. a. in 20 Jahren eigentlich knapp 4.460 Euro monatlich. Summiert sie alle 60 Monatszahlungen, kommt sie auf knapp 280.000 Euro. Die Inflation „kostet“ die junge Großmutter 100.000 Euro zusätzlich.
Sie hat jetzt die Wahl: Entweder gleich den kompletten Betrag zur Seite legen oder ratierlich, z. B. monatlich, sparen. In beiden Fällen gilt: Je höher die jährliche Rendite, desto geringer die notwendigen Einzahlungen. Doch welcher Renditewert ist realistisch – besonders mit Blick auf das aktuell geringe Zinsniveau?
Der Finanzplaner bringt noch das Thema „Steuern“ ins Spiel. Steuern sparen wäre möglich, wenn das Vermögen gleich dem Enkel gehörte – vorausgesetzt, er hat keine sonstigen höheren Einkünfte. Doch die Option der vorzeitigen Schenkung möchte Frau Sacharow nicht ziehen. Folglich muss sie alle Erträge mit dem Abgeltungsteuersatz von 25% plus Solidaritätszuschlag versteuern.
Der Finanzplaner zeigt ihr anhand einer kleinen Tabelle, welche großen Wirkungen unterschiedliche Renditeannahmen haben – und unterlegt sie exemplarisch mit einer Aktien- und Rentenquote. Er rechnet dabei mit Renditeerwartungen in Höhe von 1% für Renten und 6% für Aktien.
RenditeerwartungenRendite (%) vor Steuern | Rendite (%) nach Steuern | Aktienquote (%) | Einzahlung (€) |
---|
1,00 | 0,74 | 0 | 241.792 |
1,50 | 1,10 | 10 | 224.781 |
2,00 | 1,47 | 20 | 209.021 |
2,50 | 1,84 | 30 | 194.418 |
3,00 | 2,21 | 40 | 180.882 |
3,50 | 2,58 | 50 | 168.333 |
4,00 | 2,95 | 60 | 156.694 |
4,50 | 3,31 | 70 | 145.898 |
5,00 | 3,68 | 80 | 135.879 |
5,50 | 4,05 | 90 | 126.581 |
6,00 | 4,42 | 100 | 117.948 |
Die Unternehmerin weiß: Je höher die Renditeerwartung, desto höher das Risiko. Eigentlich will die Großmutter nur wenig Risiko eingehen. Sie lässt sich aber überzeugen, mutiger bei dieser Anlage zu sein:
Ihr Enkel benötigt das Geld erst in 20 Jahren. Mögliche Kursrückgänge werden bei solch langen Laufzeiten mit hoher Sicherheit wieder ausgeglichen. Daher macht eine anfängliche Aktienquote von 50 oder 60% Sinn.
Durch das kontinuierliche Investieren nutzt sie die Kursschwankungen an den Börsen aus. Beispiel: Kostet eine Aktie 10 Euro und investiert Frau Sacharow 1.000 Euro, kauft sie 100 Aktien. Sinkt die Aktie auf 8 Euro, erhält sie für ihre 1.000 Euro 125 Aktien. Sie investiert also „ökonomisch“, da sie mehr Anteile erwirbt, wenn der Preis niedrig ist.
Als zusätzliches Instrument des Risikomanagements empfiehlt der Finanzplaner, spätestens fünf Jahre vor dem geplanten Zieldatum das Risiko systematisch zu reduzieren. Dies soll sie erreichen, indem sie die Aktienquote jedes Jahr um z. B. 10% senkt. Das schützt das Vermögen vor einem unerwarteten Börsencrash direkt vor dem geplanten Vermögensübertrag.
Außerdem sollte die Unternehmerin zunächst alle drei Jahre, später in kürzeren Rhythmen den „Ausbildungsplan“ aktualisieren. Es könnte sich z. B. die Inflationsrate verändern. Auch könnten sich steuerliche Veränderungen auswirken. Vielleicht zeigt sich bei diesen Überprüfungen auch, welche konkreten Pläne der heranwachsende Mann dann für seine berufliche Zukunft hat. Ggfs. wird weniger Geld als geplant benötigt.
Fazit: Der Vermögensaufbau für den Nachwuchs lässt sich mit etwas Planung gut bewerkstelligen. Ein höheres Schwankungsrisiko sollte mit Blick auf das sehr niedrige Zinsniveau eingegangen werden, wenn ein ausreichend langer Anlagehorizont vorliegt.