Versorgungswerke: Enttäuschung voraus
Auch die Versorgungswerke für Freiberufler, z. B. Ärzte, kochen nur mit Wasser. Unternehmer sollten deshalb den Ruhestand rechtzeitig durchplanen.
Die Ruhestandsvorsorge ist für Unternehmer und Selbstständige existenziell wichtig. Anders als Angestellte zahlen sie i.d.R. nicht in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Die Mehrzahl der sog. „freien Berufe“ hat dennoch eine Pflichtversicherung: die Versorgungswerke. Ärzte, Apotheker, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Ingenieure bauen damit ihre Vorsorge auf – im festen Glauben, dass hier nicht so viel anbrennen kann. Doch es stehen Enttäuschungen ins Haus.
Ein Fall aus der Praxis
Anke Garow ist niedergelassene Ärztin. Anders als geplant, konnte sie ihre Arztpraxis am Ende ihres Berufslebens nicht gut verkaufen. 100.000 Euro blieben nach Steuern übrig. Sie zahlte aber auch ihr gesamtes Berufsleben lang in ihr Versorgungswerk ein. Doch mit 2.270 Euro erhält die Allgemeinmedizinerin nun viel weniger Monatsrente als erwartet. Versorgungswerke kochen auch nur mit Wasser. Der größte Teil der Anlagen muss in festverzinslichen Wertpapieren angelegt werden. Die Bonitäten der Anleiheschuldner müssen zudem gut sein. Aber der Niedrigzins führt dazu, dass es keinen Ertrag mehr gibt. Die ursprünglichen Prognosen basierten auf Nettorenditen weit über 5%. Jetzt weisen Versorgungswerke häufig Werte unter 4% aus. Tendenz: weiter fallend. Hinzu kommt der demografische Faktor. Während 60-jährige Freiberufler 2002 noch 27 Jahre Lebenserwartung hatten, werden sie sich im Jahre 2050 auf über 33 Jahre „Restlebenszeit“ freuen können. Das können Versorgungswerke nur über Leistungskürzungen und/oder Beitragserhöhungen abfangen. Daher: Immer mehr Versorgungswerke kommen in Schwierigkeiten, ihre Prognosen zu erfüllen. Und damit erleben die Freiberufler in Zukunft das, was viele Lebens- und Rentenversicherungskunden schon längst realisiert haben: Rentenkürzungen und „Eingriffe“ in das Leistungsrecht. Das Dilemma: Versorgungswerke sind für die jeweiligen Kammerberufe Pflichtversorgungen. Ein Austritt ist nicht möglich. Und Hoffnung auf höhere Zinsen ist eher Utopie. Damit gilt für diesen „Berufszweig“ wie für alle Unternehmer: „Verlasse dich nicht auf deine bisherigen Überlegungen zur Altersversorge und auch nicht auf die Pflichtversicherungen, sondern geh planvoll vor!“. Längst gibt es dafür einen professionellen Weg: die Ruhestandsplanung, die insbesondere von zertifizierten Finanzplanern (www.cfp.de) durchgeführt wird. Der Ablauf ist klar umrissen: Datenerfassung: Alle für den Ruhestand vorgesehenen Bausteine werden aufgelistet und die Informationen über die künftigen Renten und Kapitalauszahlungen von den Versorgungswerken, Rentenkassen und Versicherungsgesellschaften angefordert. Zusätzlich werden alle persönlichen Daten, insbesondere die Lebenssituation im Alter (zu zahlende Mieten oder Abgaben, Lebenshaltungskosten, Steuersituation), erhoben. Der professionelle Planer kann bei der Festlegung dieser Rechengrößen helfen – z. B. bei der Frage, ob man mit 80 Jahren wirklich noch jeden Monat 5.000 Euro benötigt. Auf Basis dieser Daten wird ein Basisszenario berechnet. Die Kernfrage der Kalkulation: „Gibt es eine Versorgungslücke, und wenn ja, in welcher Höhe?“. Dann werden die Parameter variiert. Höhere Inflationsrate, steigende Zinsen, fallende Renditen, potenzielle Rentenreduktionen beim Versorgungswerk, konstante Renten statt steigende Zahlungen, Zusatzausgaben für Pflege etc.. So wird deutlich, welche Kenngrößen „ruhestandskritisch“ sind. Anschließend beginnt die Planung zur Schließung der Versorgungslücke. Hier werden Vermögensstrukturen „gebaut“, die dann eigenständig oder mit Hilfe eines Vermögensverwalters umgesetzt werden können. Alle fünf Jahre sollte dann ein Update stattfinden und gut ein Jahr vor dem Ruhestand das dann zur Verfügung stehende Kapital für die nächsten 25, 30 oder 40 Jahre neu strukturiert werden. Denn auch hier werden viele Fehler gemacht. Der größte: Es wird zu risikoarm angelegt und damit bleiben die Renditen auf der Strecke. Anders formuliert: Die Altersversorgung wird zu teuer. Die Kosten von der Analyse bis zum finalen, umsetzungsfähigen Ruhestandsplan betragen je nach Vorarbeit zwischen 1.500 und 4.000 Euro. Das ist aber gut investiertes Geld; denn wenn der Ruhestand bereits begonnen hat oder in ein paar Jahren vor der Tür steht, ist nicht mehr viel zu optimieren.Fazit: Unternehmer – ob mit oder ohne Pflichtversicherungen – tun gut daran, rechtzeitig und professionell ihren Ruhestand durchzuplanen.