Die internationalen Aktienbörsen befinden sich im Halbschlaf. „Schuld“ ist einmal mehr die Urlaubszeit. Zum anderen hielten und halten Anleger und Investoren vor der Bekanntgabe wichtiger Wirtschaftsdaten in dieser Woche die Füße still. Am Freitag veröffentlicht die Universität Michigan die Arbeitsmarktdaten und den Konjunktur-Erwartungsindex. Davon erhoffen sich die Marktteilnehmer weitere Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand der US-Konjunktur.
Positive Impulse lieferten bereits die vorläufigen Zahlen zum amerikanischen Bruttoinlandsprodukt. So stieg die Wirtschaftsleistung der USA im zweiten Quartal um annualisiert 4,0%. Das lag deutlich über den Schätzungen von Wirtschaftsanalysten, die von lediglich 3,1% Plus ausgegangen waren. Dabei erweist sich der private Konsum abermals als wichtigster Wachstumstreiber in den Vereinigten Staaten. Die Ausgaben der Verbraucher kletterten um 2,5% – ebenfalls stärker, als Volkswirte erwartet hatten. Das US-Verbrauchervertrauen stieg im Juli auf den höchsten Stand seit Oktober 2007.
Die guten US-Daten sorgten aber nur kurzfristig für Kauflaune. Nach der Rekordfahrt der letzten Wochen befinden sich die US-amerikanischen Märkte auf Konsolidierungskurs. Das gestrige FOMC-Meeting brachte keine Überraschung zum künftigen Kurs der US-Geldmarktpolitik. Janet Yellen hatte die Märkte bereits auf steigende Zinsen im kommenden Jahr vorbereitet. Die Anleihekäufe der Fed werden wie geplant zurückgeführt.
Die sich weiter zuspitzende Ukraine-Krise überdeckt viele gute Nachrichten insbesondere aus den USA. Die Märkte fürchten die damit verbundenen schärferen Sanktionen des Westens gegenüber Moskau. In Deutschland fiel der ifo-Geschäftsklimaindex verhalten aus und dämpfte damit den Wirtschaftsoptimismus für das 2. Halbjahr. Die anhaltenden geopolitischen Spannungen lasten auf der Stimmung der Unternehmenslenker. Das verarbeitende Gewerbe beurteilt seine Exportchancen so schlecht wie seit über einem Jahr nicht mehr.
Exportorientierte und konjunktursensible Aktien litten daher in der abgelaufenen Handelswoche weiter unter Gewinnmitnahmen. Recht deutlich zeigt sich die Abkehr der Investoren beispielweise bei der Aktie der VW Vorzüge. Innerhalb der letzten vier Wochen sanken die Notierungen des Wolfsburger Automobilkonzerns um mehr als 11%. Im DAX scheint sich hingegen die Marke von 9.600 Zählern als tragfähige Unterstützung zu erweisen. Den kurzen Rutsch unter dieses Kursniveau zu Wochenbeginn nutzten Schnäppchenjäger für Käufe.
Fazit: Während die jüngsten Wirtschaftszahlen auf eine deutliche Belebung der US-Konjunktur im Jahresverlauf hinweisen, lassen geopolitische Konflikte die Anleger weiterhin vorsichtig agieren. Weitet sich die Konsolidierung an den US-Börsen nicht stärker aus und verteidigt der DAX den Unterstützungsbereich von 9.600 Zählern, sollte der Markt bald wieder anspringen. Eine weitere Verschärfung der Situation in der Ukraine oder im Israel/Gaza-Konflikt könnten den DAX jedoch noch einmal in Richtung 9.400 Zähler (aktuelle 200-Tage-Linie) abrutschen lassen.