Zwei Seiten einer Medaille
Finanzjongleure und Vermögende, die Neuem gegenüber aufgeschlossen sind, wissen um den Charme von Fremdwährungsdarlehen. Statt teure Darlehenszinsen in Euro zu bezahlen, wechseln sie den Währungsraum, um sich dort für einen deutlich günstigeren Zins Kapital zu leihen. Favoriten unter Immobilienbesitzern, Unternehmern und Freiberuflern: Schweizer Franken, japanischer Yen oder die tschechische Krone.
Die Rechnung ist einfach: Bleibt der Währungskurs halbwegs konstant, sinken die Aufwendungen für das Darlehen. Nicht selten beträgt die Differenz 2 bis 3 Prozentpunkte. Auch Zusatzprofite sind möglich, wenn der Ablösebetrag des Fremdwährungsdarlehens in Euro umgerechnet günstiger ist als der ursprüngliche Darlehensbetrag. Der günstigere Zins ist zugleich ein „Sicherheitspolster" für den Fall, dass der Wechselkurs sich zu Ungunsten des Kreditnehmers verändert.
Diese Form von Darlehen sind lukrativ, wenn sich Währungen halbwegs stabil verhalten und nur geringfügig schwanken.
Kurze Laufzeiten vermindern das Risiko
Das Risiko ist zudem beherrschbar, wenn der Darlehensnehmer sein Engagement schnell wieder beenden kann. Daher sind Währungsdarlehen häufig kurzlaufend – 3 oder 6 Monate sind die Regel. Danach muss neu verhandelt werden.
Anders liegt der Fall, wenn die Finanzierung feste Laufzeiten und eine Zinsbindung von fünf oder zehn Jahren hat. Dann kann es kritisch werden, wie der Fall der Eheleute Goranik zeigt. Die hatten sich 2002 eine vermietetes Mehrfamilienhaus in einer Kleinstadt gekauft. Der Kreditvermittler empfahl den Eheleuten, ihren Bedarf an Fremdkapital statt in Euro mit einem günstigen Darlehen in Schweizer Franken zu decken. Der Zinsvorteil: 1,7 %-Punkte pro Jahr. Statt 500.000 € nehmen sie einen Kredit von 735.000 Sfr auf. Der Zins sollte für zehn Jahre gebunden sein. Die Freiberufler sagten zu und waren überzeugt, eine gute Entscheidung getroffen zu haben. Nicht nur die Raten waren niedriger. Nach fünf Jahren konnten sie sich auch über einen Währungsgewinn von 12,5 % freuen.
Doch dann kam die Finanzkrise und der Kurs des Schweizer Frankens explodierte. Der Euro hingegen wurde immer schwächer. Damit stimmte auch die Kalkulation nicht mehr. Aus 500.000 Euro Schulden sind nun über 600.000 Euro Schulden geworden.
Und die Zinsen stiegen im selben Maß. In gut 16 Monaten wird das Darlehen auslaufen. Eigentlich wollten die Eheleute dann einen großen Teil des Kredits tilgen. Aber nun sind sie sich unsicher. Sie wenden sich daher an einen anderen Finanzplaner.
Währungsrisiko lässt sich nur schwer absichern
Nach den Berechnungen des Beraters sitzen die Goraniks auf der Schattenseite der Franken-Stärke. Zwar sind die Empfehlungen des Finanzplaners hilfreich, die Entwicklung umdrehen können die Goraniks aber nicht. Das sind die Handlungsmöglichkeiten für die Eheleute: Abwarten bis zum Zinsbindungsende in 2012, da es keine Möglichkeit der Darlehenskündigung gibt. Nutzen der verbleibenden Zeit zum Aufbau eines Vermögens in Franken. Dazu eignen sich aus Schweizer Sicht gemanagte Fonds. Das reduziert das Währungsrisiko für diesen Teil des Tilgungskapitals. Fortführen des Darlehens über Dezember 2012 hinaus – in der Hoffnung, dass sich der CHF gegenüber dem Euro wieder verbilligt. Auf keinen Fall erneut eine lange Zinsbindung wählen. Was für Euro-Darlehen sinnvoll ist, ist für Fremdwährungsdarlehen kaum kalkulierbar.
Doch es ist möglich, von den Währungsturbulenzen zu profitieren. Wer jetzt Darlehen in Schweizer Franken aufnimmt, kann auf Währungsgewinne hoffen. Denn die Schweiz hat ein großes Interesse, dass der Kurs des Franken wieder in normale Regionen sinkt. Auch in diesem Fall sollten die Laufzeiten der Darlehen nur kurz sein. Der Jahreszins für eine sechsmonatige Laufzeit liegt derzeit zwischen 1,6% bis 1,9 %.
Fazit: Fremdwährungskredite bieten Chancen und Risiken. Um das Währungsrisiko zu minimieren, sollten Sie aber nur Darlehen mit kurzen Laufzeiten aufnehmen.