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Forderungen im Ausland – Wo das Geld am schwierigsten einzutreiben ist

Bei Unternehmensanleihen jetzt ganz genau hinschauen

Taste auf einer PC-Tastatur mit Aufschrift Anleihemarkt. © momius / stock.adobe.com
Unternehmen, die Forderungen haben, haben ein finanzielles Polster. Doch aus dem kann ganz schnell die Luft entweichen, wenn Kunden die Zahlung verweigern. In etlichen Ländern ist es sehr schwierig, Gelder einzutreiben. Gerade jetzt kann das schnell zu Verwerfungen am Markt für Unternehmensanleihen führen. Eine Studie zeigt, wo man besonders genau hinschauen muss.

Für Besitzer „minderwertiger“ Unternehmensanleihen am Rande von oder unterhalb von Investmentgrade (BBB bzw. Baa) herrscht Alarmstufe gelb. Denn der weltweite Zinsanstieg wird jetzt die Finanzierungskosten deutlich erhöhen und die Zahl der Unternehmenspleiten und damit Zahlungsausfälle nach oben treiben.

Dabei ist es nicht nur wichtig, auf das Unternehmen und seine aktuelle Finanzlage zu schauen. Die Forderungen sollten ebenso ins Blickfeld rücken. Gefährlich ist die Situation insbesondere wegen möglicher Kettenreaktionen. Zahlt ein wichtiger Kunde nicht, stehen aber eigene Verbindlichkeiten eines Unternehmens zur Zahlung an, kann es schnell eng werden.

Wo sitzen die Kunden?

Bedeutend ist deshalb auch, wer die Kunden eines Unternehmens sind und wo diese ihren Sitz haben. Denn in vielen Ländern ist es (sehr) schwierig, die Verbindlichkeiten einzutreiben. Der weltweit tätige Versicherungskonzern Allianz schätzt in seinem Trade Collection Complexity Score and Rating, dass die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen in Ländern mit einer „erheblichen Inkassokomplexität“ – in solchen Ländern dauern die Verfahren besonders lang – 4,2 Billionen USD übersteigen. Hinzu kommen 3,5 Billionen USD für Länder mit einer „sehr hohen“ Inkassokomplexität und 1,9 Billionen USD und 2,4 Billionen USD Länder mit „hoher“ bzw. „erheblicher“ Komplexität. Die Studie deckt die 49 Länder ab, die fast 90 % des globalen BIP und 85 % des Welthandels ausmachen.

Was viele Anleihenbesitzer unterschätzen dürften: Auch etliche Industrieländer gehören zu den Problemkandidaten. Die USA, Kanada, Australien und Italien verortet die Allianz in der Kategorie „(sehr) schwierig“ beim Schuldeneinholen. Dort gibt es mindestens in einem von drei Schlüsselbereichen (lokale Zahlungspraktiken, örtliche Gerichtsverfahren und örtliche Insolvenzverfahren) Inkasso-Probleme.

Auch in Europa gibt es einige "Problembären"

Unternehmen, deren Kunden vorwiegend in Europa sitzen, kommen am besten weg. Schweden, Deutschland und Finnland sind die drei Länder der Welt, wo sich Schulden am leichtesten eintreiben lassen. Schwierig(er) wird es dagegen in der Tschechische Republik, der Slowakei und der Türkei, aber auch in Bulgarien, Ungarn, Polen Rumänien und Griechenland. Saudi-Arabien, Malaysia und die Vereinigten Arabischen Emirate sind die Länder, in denen es international am schwierigsten ist, Schulden hereinzuholen. Problematisch sind zudem Brasilien, Hongkong, Israel, Japan, Senegal und Singapur.

Die gute Nachricht: In den vergangenen vier Jahren haben sich 20 der 49 Länder in der Stichprobe bei der Punktzahl für die Inkassokomplexität verbessert. Dazu gehören auch die „Problembären“ Saudi-Arabien und China. Sechs Länder haben ihre Punktzahlen leicht verschlechtert. Das sind Australien, Kolumbien, Japan, Irland, Neuseeland und das Vereinigte Königreich.

Fazit: Die größten Volkswirtschaften, die dynamischsten Märkte oder die weniger anfälligen Länder (in Bezug auf das Länderrisiko) bieten in Sachen Schuldeneintreibung nicht unbedingt ein günstigeres Geschäftsumfeld. Wer sein Anleihen-Portfolio also jetzt auf mögliche Ausfallkandidaten untersucht, muss sich genau über Auslands-Lieferbeziehungen der darin befindlichen Unternehmen „schlau machen“. Die Geschäftsberichte sind dabei der erste, wichtige Schritt.
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