Neuer Anleihemarkt
China schafft einen neuen Anleihenmarkt, den auch die USA ernst nehmen müssen.
Die chinesische Regierung hat einen Schuldentausch verfügt. Damit sollen die informellen Schulden der Kommunen und Gebietskörperschaften bei den „Schattenbanken“ in eine transparentere und für die Zentralregierung kontrollierbare Form von handelbaren Anleihen gebracht werden. Das Volumen beträgt eine Billion Yuan (ca. 154 Mrd. EUR). Der ersten Runde dürften nach Einschätzung lokaler Beobachter weitere Tausch- und Emissionstranchen folgen. Sie werden bis 2020 insgesamt etwa 25 Bio. Yuan (354 Mrd. EUR) umfassen und würden damit (heutige Kurse zugrunde gelegt) den US-Markt mit 3,7 Bio. Dollar übertreffen. Hintergrund: Die regionalen Verwaltungen hatten in großem Stil Kredite aufgenommen. Anlass waren die Ausgabenprogramme, mit denen die Finanzkrise von 2008/09 bewältigt wurde. Angesichts unklarer Kompetenzen zur Kreditaufnahme wurden diese in so genannte „local government financing vehicles“ (LGFV) außerhalb der formellen Etats verbucht. Das schuf die Grundlage für einen informellen Kreditmarkt. Mit dem Tausch sollen zunächst die aktuelle Finanzlage und die Finanzierungsmöglichkeiten der Kommunen verbessert werden. Gleichzeitig schafft China damit aber einen effizienten Markt, der die weitere Liberalisierung des Finanzsektors unterstützt und gleichzeitig den Einfluss der US-Finanzindustrie und des Dollar in Asien zurückdrängt. Der neu entstehende Markt dürfte aus Sicht asiatischer Investoren attraktiver sein als der US-Markt mit seinen strukturellen Schwächen.
Fazit: Peking verwandelt eine vermeintliche Schwäche in eine beachtliche Stärke, die vor allem zulasten des Dollar und der USA geht.