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Champerty Bill: Ein neues Gesetz könnte den Anleihenmarkt erschüttern

Schwellenländeranleihen drohen massive Kursverluste

Ein Gesetzesvorhaben in New York könnte den Anleihenmarkt auf den Kopf stellen – insbesondere für Schwellenländer. Die "Champerty Bill" soll spekulative Klagen gegen zahlungsunfähige Staaten einschränken. Investoren müssen sich darauf vorbereiten, denn trotz der Trump-Regierung bleibt das Gesetz ein heißes Thema. Wie können Anleger darauf reagieren?

2025 könnte ein Wendepunkt für die Anleihenmärkte werden. Denn im US-Bundesstaat New York könnte 2025 ein Gesetz in Kraft treten, das massive Auswirkungen auf den globalen Anleihenmarkt haben dürfte. Die Champerty Bill soll es Hedgefonds und spekulativen Investoren erschweren, mittels Klagen hohe Renditen aus den Schulden notleidender Staaten herauszuholen. Die Kehrseite: Vor allem Schwellenländeranleihen könnten dadurch an Attraktivität verlieren. Das wiederum dürfte einen deutlichen Kapitalabfluss zur Folge haben und die Marktzinsen für diese Staaten enorm nach oben treiben. Profitieren könnten Emissionen in anderen Währungen wie Franken, Euro oder Pfund.

Obwohl Donald Trump nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus eine marktorientierte Wirtschaftspolitik verfolgt, ist das Gesetz nicht vom Tisch. New York agiert unabhängig, und die politischen Mehrheiten im Bundesstaat unterstützen nach wie vor die Reform. Anleger sollten sich darauf einstellen, dass sich die Rahmenbedingungen für Anleiheinvestments gravierend ändern könnten.

Champerty Bill: Was steckt dahinter?

Der Name „Champerty“ stammt aus dem angloamerikanischen Recht und beschreibt eine juristische Praxis, bei der Dritte Klagen finanzieren, um später an den Erträgen beteiligt zu werden. In der Vergangenheit nutzten Hedgefonds diese Regelung, um notleidende Staatsanleihen aufzukaufen und anschließend hohe Rückzahlungen einzuklagen.

Die Champerty Bill zielt darauf ab, diese spekulativen Klagen einzuschränken. Dadurch könnten Staaten mit Zahlungsproblemen leichter Umschuldungen aushandeln, ohne sich mit aggressiven Investoren auseinandersetzen zu müssen. Doch für Anleger, die auf diese Papiere setzen, könnte dies erhebliche Konsequenzen haben.

Wer steckt hinter der Champerty Bill – und warum jetzt?

Die treibenden Kräfte hinter der Gesetzesinitiative sind die New Yorker Politikerinnen Liz Krueger und Jessica González-Rojas. Beide haben sich für eine „faire Schuldenregulierung“ ausgesprochen, um Entwicklungsländern mehr Spielraum zu verschaffen. Auch internationale Organisationen wie der IWF stehen dem Vorhaben positiv gegenüber.

Die Notwendigkeit einer Regulierung ist nicht neu. Doch die zunehmenden Schuldenkrisen in Schwellenländern (wie Ghana, Sri Lanka und Argentinien) und die steigenden Zinsen auf den Kapitalmärkten haben das Thema wieder in den Fokus gerückt. Internationale Forderungen nach faireren Umschuldungen erhöhen den politischen Druck auf New York.

Marktreaktionen: Was bedeutet das für Anleiheinvestoren?

Sollte die Champerty Bill in Kraft treten, sind turbulente Marktreaktionen wahrscheinlich. Besonders betroffen sind Schwellenländeranleihen, die traditionell mit höheren Risiken, aber auch mit attraktiven Renditen verbunden sind. Mögliche Folgen wären:

  1. Rückgang der Liquidität: Anleger könnten sich von Hochrisiko-Anleihen zurückziehen, da die Klageoption entfällt.
  2. Ausweitung der Spreads: Die Risikoprämien auf Emerging-Markets-Anleihen könnten steigen, da Gläubiger sich auf schwierige Verhandlungen einstellen müssen.
  3. Wertverluste bestehender Anleihen: Falls Investoren gezwungen sind, Portfolios umzuschichten, könnte es zu Abverkäufen kommen.

Strategien für private Investoren

Für Anleger stellt sich die Frage, wie man sich auf diese Marktveränderung vorbereiten kann. Mögliche Vorgehensweisen sind:

  1. Überprüfung der Portfolios: Wer stark in Schwellenländer investiert ist, sollte das Risiko neu bewerten.
  2. Diversifikation: Eine frühzeitige Streuung in Anleihen aus stabileren Märkten kann helfen, mögliche Kursverluste abzufedern.
  3. Alternative Rechtsräume nutzen: Falls sich die Regelungen in New York ändern, könnten London oder Singapur als neue Finanzzentren an Bedeutung gewinnen.
Die Champerty Bill würde sich vor allem auf hochverschuldete Schwellenländer auswirken, die auf internationale Kapitalmärkte angewiesen sind und regelmäßig Umschuldungen oder Restrukturierungen durchführen müssen. Besonders betroffen sind Staaten, die bereits in finanziellen Schwierigkeiten stecken oder in der Vergangenheit Probleme mit Schuldenrückzahlungen hatten.

Hochverschuldete Schwellenländer mit Restrukturierungsbedarf

Diese Länder stehen nach Recherchen von FUCHS-DEVISEN bereits unter Druck und könnten durch die Champerty Bill verstärkt Schwierigkeiten haben, neue Investoren zu finden:

Argentinien

  • Historischer Spitzenreiter in Schuldenkrisen und Umschuldungen.
  • Zahlreiche Rechtsstreitigkeiten mit Hedgefonds (z. B. NML Capital).
  • Das Land könnte es schwerer haben, neue Kredite zu erhalten, da Investoren bei einem Zahlungsausfall weniger Möglichkeiten zur Klagedurchsetzung hätten.

Sri Lanka

  • Bereits in einer tiefen Schuldenkrise, seitdem das Land 2022 offiziell zahlungsunfähig wurde.
  • Hat massive Schulden bei China, Indien und multilateralen Organisationen.
  • Ohne den Druck durch Klagen könnten Gläubiger schlechtere Bedingungen für eine Rückzahlung erhalten.

Ghana

  • War 2023 auf Schuldenerlass durch den IWF angewiesen.
  • Investoren könnten künftig skeptischer sein, wenn das Land neue Staatsanleihen ausgibt.
  • Der Markt könnte risikoscheuer werden, wenn Schulden restrukturiert werden können, ohne dass Anleger rechtlich klagen können.

Zambia

  • Hat 2020 als erstes afrikanisches Land in der Corona-Krise einen Zahlungsausfall erklärt.
  • Durch die Champerty Bill könnten zukünftige Schuldenverhandlungen noch zäher werden, da Investoren ihre Forderungen nicht mehr so einfach durchsetzen könnten.
  • Schwellenländer mit hoher Auslandsverschuldung

Die folgenden Staaten haben sehr hohe Schuldenquoten und könnten Probleme haben, Investoren von neuen Anleihen zu überzeugen, wenn Klagen als Druckmittel entfallen:

Pakistan

  • Verschuldung liegt bei 70 % des BIP, mit hohen Verbindlichkeiten gegenüber China und multilateralen Gläubigern.
  • Regelmäßige Verhandlungen mit dem IWF über Rettungspakete.
  • Investoren könnten vorsichtiger werden, da Umschuldungen wahrscheinlicher werden.

Ägypten

  • Hohe Auslandsschulden (über 160 Milliarden USD).
  • Falls sich die Liquiditätssituation weiter verschlechtert, könnten Umschuldungen bevorstehen.
  • Investoren könnten höhere Zinsen fordern, um das gestiegene Risiko auszugleichen.

Türkei

  • Keine unmittelbare Schuldenkrise, aber hohe Privat- und Staatsverschuldung in Fremdwährungen.
  • Falls sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert, könnten Umschuldungen attraktiver werden – was Investoren beunruhigen könnte.
Folgende Staaten könnten aufgrund politischer Instabilität und wirtschaftlicher Schwäche besonders von steigenden Risikoprämien betroffen sein:

Ukraine

  • Hohe Verschuldung durch den Krieg und massive internationale Finanzhilfen.
  • Gläubiger könnten auf weitere Umschuldungen oder Schuldenerlasse eingestellt werden.
  • Falls die Champerty Bill Hedgefonds abschreckt, könnte die Liquidität ukrainischer Anleihen sinken.

Ecuador

  • Hat bereits mehrfach Schuldenrestrukturierungen durchgeführt.
  • Könnte Schwierigkeiten haben, neue Investoren zu gewinnen, wenn die Möglichkeit aggressiver Klagen entfällt.

Nigeria

  • Hohe Staatsverschuldung und Abwertung der Landeswährung.
  • Falls das Land sich in eine Finanzkrise bewegt, könnten Investoren weniger bereit sein, Anleihen zu kaufen

 

Fazit: Die Champerty Bill könnte den Schuldenmarkt dauerhaft verändern. Für Investoren heißt das: mehr Unsicherheit, höhere Spreads und eine geringere Durchsetzbarkeit von Forderungen.

Empfehlung: Wer sich rechtzeitig vorbereitet und sein Portfolio anpasst, kann Verluste begrenzen und möglicherweise neue Chancen nutzen.

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