Sozial statt Grün
Greenwashing wird sich mehr und mehr auf Social und Sustainability Bonds verlagern. Denn während für sogenannte Green Bonds sollen noch in diesem Jahr einheitliche EU-Standards beschlossen werden, hält die EU an anderer Stelle nicht mit dem Marktwachstum Schritt. Das Volumen der Social und Sustainability Bonds wächst überproportional dynamisch gegenüber dem der Green Bonds. Da, wo die EU nun also eine Regulierungslücke schließt, öffnet sich eine andere.
Green Bonds sind solche Anleihen, die Unternehmen (laut Prospekt) begeben, um Umweltschäden und Klima-Emissionen zu verringern. Seit 2007 gibt es diese Instrumente am Markt. Für 2021 werden Green Bond IPOs in Höhe von 500 Mrd. USD weltweit prognostiziert, etwa 40% davon entfallen auf Europa (Quelle: DIW). Das Problem ist, dass Green Bonds bisher eher Marketing Label statt harte Realität sind und damit anfällig für Greenwashing. Die EU will dem einen Riegel vorschieben mit einem einheitlichen Standard, neuen Anträgen und der regelmäßigen Überprüfung durch Gutachter. Die genauen Pläne sollen noch 2021 bekannt gegeben werden.
Green Bonds sind nicht die einzigen auf dem nachhaltigen Finanzmarkt
Neben Green Bonds gibt es aber mittlerweile auch noch Social und Sustainability Bonds. Social Bonds sind solche Anleihen, bei denen das eingesammelte Kapital sozialen Zwecken zugute kommt. Bei Sustainability Bonds fließt das Geld sowohl in soziale als auch in Umwelt-Projekte. Gerade Social Bonds sind im Rahmen des Corona-Jahres en vogue. Ca. 100 Mrd. EUR wurden darüber weltweit 2020 für den sozialen Sektor platziert. Im Vorjahr waren es knapp 12 Mrd. EUR gewesen. Emittent war unter anderem auch die EU selbst. Sie kündigte an, Anleihen zur Abmilderung der sozialen Folgen der Pandemie mit einem Emissionsvolumen von bis zu 100 Mrd. EUR als Social Bonds ausgeben zu wollen. Bisher hat sie davon 40 Mrd. EUR platziert.
In einem regulativen Rahmen befindet sich die EU dabei nicht. Bislang hat sie diesen auch noch nicht selbst gesteckt. Die Green-Bonds-Standards drohen daher die unerwünschte Nebenwirkung zu haben, das Greenwashing auf die anderen beiden Bond-Arten zu verlagern. Hier eine Taxonomie zu entwickeln, dürfte schwierig werden. Denn während man bei Green Bonds anhand harter Fakten (z.B. CO2-Einsparungen) die „grüne“ Seite einer Anleihe gut messen kann, fehlen solche Indikatoren bei sozialen Projekten.
Fazit: Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. Anleger sollten wissen, dass sie sich bei Social und Sustainability Bonds auf einem weitgehend unregulierten Feld bewegen.