Was ihr wollt - Inflationsschätzung für jeden Geschmack
Die EZB hat nach der jüngsten Inflationsschätzung von eurostat für Staatsanleihenkäufe weitere, aber nicht bessere Argumente an der Hand.
-0,2% über alles oder +0,6% ohne Energie: Die aktuelle Inflationsschätzung für den Euroraum im Dezember hält für jeden etwas bereit. Wer will, kann Deflationsalarm schlagen. Denn statistisch sind die Verbraucherpreise „über alles“ geringfügig gefallen. 0,6%-Punkte des Preisverfalls gehen allerdings auf das Konto von Energie. Ex Energie ist die Preissteigerungsrate seit vielen Monaten gleichbleibend und hatte ihren Tiefpunkt im vergangenen Juli mit 0,5%. Die Folgen einer bösartigen Deflation – Kaufzurückhaltung in Erwartung weiter sinkender Preise – sind daran nicht ablesbar. Die EZB wird den Interpretationsspielraum für ihre Zwecke nutzen. Mario Draghi hat seit langem angekündigt, Geld drucken zu wollen. Dies soll nun durch den Ankauf von Staatsanleihen geschehen. Da wird ihm die amtlich festgestellte Deflation gerade recht kommen. Wir gehen davon aus, dass dies nicht mehr im Januar geschieht. Die nächste EZB-Sitzung ist am 22.1., drei Tage vor der griechischen Parlamentswahl. Eine Aktion der EZB zu diesem Zeitpunkt würde sicher als Eingriff in den Wahlkampf gewertet. Sie wird deshalb unterbleiben. Für Anleger ist die Entwicklung dennoch wichtig. Wenn die EZB Staatsanleihen kauft, wird sie dies anteilig nach Ländergewichten tun (müssen). Das heißt, der größte Batzen werden deutsche Staatsanleihen sein, die ohnehin schon zu Niedrigstzinsen und Höchstkursen notieren. Sie haben also immer noch Kurspotenzial.
Fazit: Der Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB ist wahrscheinlicher geworden – ist aber vor Februar nicht denkbar.