Der Goldpreis bewegt sich zügig auf eine kritische Marke zu. Wird der Preis von 1.200 US-Dollar je Feinunze unterschritten, droht ein neuer schneller Rutsch bis auf 1.000 US-Dollar je Unze.
Die Wahrscheinlichkeit, dass der Goldpreis weiter fällt, ist hoch. Denn die Goldnotierung wird hauptsächlich vom physischen Angebot und der realen Nachfrage bestimmt. Auf Basis aktueller Daten zeigt sich, dass die Nachfrage nach dem Edelmetall weiter rückläufig ist. So kaufen beispielsweise die für den Markt wichtigen Abnehmer aus Indien seit der Einführung von Importbeschränkungen deutlich weniger Gold. Eine Aufhebung der Beschränkungen ist entgegen den Andeutungen des neuen indischen Premiers Narendra Modi noch nicht in Sicht. Da das Angebot von Gold stabil bleibt, sinkt unterm Strich der Preis.
Die aktuelle Entwicklung des Goldpreises zeigt auch, dass das Edelmetall zwar ein Investment mit Krisenschutz-Charakter ist. Der wirkt allerdings nur in Finanzkrisen. Als die Märkte 2010 und folgende einen Zerfall der Eurozone fürchteten, notierte Gold auf dem Hoch bei 1.909 US-Dollar je Feinunze. Als EZB-Chef Mario Draghi jedoch glaubhaft versicherte, die EZB werde „alles tun, was nötig ist, um den Euro zu erhalten“, drehte der Goldpreis nach unten.
In dem Maße, wie die akute Gefahr des Finanzkollaps verflog, schmolz auch der Goldpreis. Auf geopolitische Krisen reagiert Gold dagegen nur, wenn diese zu kontinentalen oder gar weltweiten Umbrüchen führen könnten. Die Ukraine-Kise reicht längst nicht aus, den Goldpreis deutlich nach oben zu bewegen.
Fazit: Die fortgesetzte konjunkturelle Erholung, die Aussicht auf steigende Zinsen (in den USA) und das wachsende Vertrauen in die Stabilität des globalen Finanzsystems werden den Goldpreis nach unten bewegen. Fällt Gold unter 1.200 US-Dollar je Unze, dürfte sich neuer Abgabedruck seitens institutioneller Investoren aufbauen. Dieser dürfte nicht schnell auf genügend private Nachfrage treffen. Nach oben ist der Preis bei 1.300 US-Dollar gedeckelt.