Wer sich die Ergebnisse gut diversifizierter Aktienportfolios im zweiten Quartal 2017 anschaut, erlebt überwiegend eine Enttäuschung. Das gilt zumindest für europäische Anleger. Für Investoren in den USA war es dagegen ein sehr erfolgreiches Quartal.
Was ist passiert? Im zweiten Quartal stieg der Euro-Kurs gegenüber dem US-Dollar um mehr als 6%. Kurse von 1,14 wurden Ende Juni für den Greenback notiert. Ein Grund für die Entwicklung ist die (scheinbare) Entspannung der Euro-Krise. Die Märkte trauen dem neuen französischen Präsidenten viel zu. Dennoch: Die Eurostärke kam für viele Analysten überraschend. Sie hatten für den Zeitraum einen stärkeren Dollar erwartet.
Noch ein Effekt kam Ende Juni hinzu. Eine vage Ankündigung des Chefs der Europäischen Notenbank Mario Draghi wurde so gedeutet, dass er bald den „Geldhahn“ zudrehen und nicht mehr so viele Anleihen kaufen könnte. Auch das stärkte den Eurokurs.
Und so hatten im abgelaufenen Quartal europäische Aktienanleger das Nachsehen. Das zeigt nachfolgende Grafik. Die schwarzen Balken zeigen die Anlageergebnisse in den wichtigsten Märkten für US-Anleger, die grauen das Ergebnis für europäische Investoren.
Währungsschwankungen grundsätzlich aus dem Portfolio zu eliminieren, ist ein Fehler. Denn
- Jede Währungsabsicherung kostet Geld und damit Rendite. Wenn die Schwankungen und Unsicherheiten hoch sind, steigen auch die Preise für dieses Hedging deutlich. Unternehmer mit Außenhandelsbeziehungen können davon ein Lied singen.
- Anleger könnten nur auf Aktien aus Euroland setzen. Dann gäbe es kein direktes Währungsrisiko. Doch dann unterbleibt auch die wichtige Risikostreuung durch die weltweite Kapitalanlage. Damit würden attraktive Renditequellen ignoriert.
- Drittens ist wissenschaftlich ausreichend belegt, dass sich Währungsschwankungen langfristig ausgleichen. Der Erwartungswert für die Anlageklasse Währungen beträgt Null. Anders formuliert: Mit Währungen lässt sich nichts verdienen, aber auch nichts verlieren – zumindest auf lange Sicht.
- Währungsabsicherungen haben auch Wettcharakter. Man kann kräftig daneben liegen. So hatte die Deutsche Bank eine massive Dollarstärke vorausgesehen und das mögliche Kursniveau bei 0,88 taxiert.
Trotz der Gegenargumente: Anlegern steht es frei, die Währungsrisiken im Aktienbereich zu reduzieren oder zu eliminieren. Sie müssen dazu Mut haben, mit ihrer Einschätzung richtig liegen und geeignete Instrumente haben. Die gute Nachricht: Besonders im Bereich der ETF steigt das Angebot an währungsgesicherten Aktienfonds stetig. Auch bei aktiv gemanagten Fonds gibt es vereinzelt sog. gehedgte Tranchen. Sie sind meist durch das Kürzel „H“ für Hedge gekennzeichnet. Die folgende Tabelle zeigt einige ETF, die das Währungsrisiko eliminieren. Die Absicherungskosten – grob können 1 bis 2% p. a. dafür angesetzt werden – trägt der Anleger.
Fazit: Wer solche Produkte einsetzen will, muss eine klare Meinung über die zukünftige Entwicklung haben und sich ggfs. gegen den Trend positionieren. Im letzten Quartal wäre die Wette auf eine „Dollar-schwäche“ und die damit verbundene Währungsabsicherung aufgegangen.