Die Krux mit dem Gold
Anleger haben in diesem Jahr mit Gold schlechte Erfahrungen sammeln müssen. Notierte das Edelmetall im März noch über 1.350 USD, liegt der Preis aktuell bei gut 1.190. Ein Verlust von gut 12 % überrascht auf den ersten Blick, denn Gold gilt als Krisenschutz Nr. 1. Und solche Krisenherde gibt es genug: Handelskrieg, Türkei und andere Schwellenländer, Brexit, Italien usw.
Gold ist keine „Krisen-Anlage", die bei jeder Krise für Ausgleich im Depot sorgt. Sie ist eine »Krisenwährung« – die Währung der letzten Instanz. Rückblick auf 2011: Es gab große Bedenken gegenüber Euro und US-Dollar. Können die Schulden jemals zurückgezahlt werden, die die Staatshaushalte angehäuft haben? Was wird mit den immens großen Geldmengen, die die Notenbanken in den Markt gepumpt haben? Der Goldpreis kletterte auf über 1.860 USD. Als EZB-Chef Mario Draghi sein „Whatever it takes" aussprach, kam wieder Vertrauen in die etablierten Währungen – zu Lasten des Gold-Kurses.
Eigentlich müsste man froh sein, aber...
So betrachtet ist Goldbesitz für Vermögende eine Versicherung. Diese kostet Geld. Und wie bei jeder Versicherung ist man froh, wenn sie nicht fällig wird. Deshalb ist ein sinkender Goldpreis erstmal eine gute Nachricht. Die Währungen funktionieren noch.
Ein Perspektivwechsel zeigt, dass diese Funktion des Goldes in Währungskrisen auch aktuell greift. Türkische Anleger mussten zum Jahreswechsel 5.000 Lira pro Unze bezahlen. Jetzt liegt der Preis bei knapp 8.000 Lira. Der Verfall der eigenen Währung hat dafür gesorgt, dass Goldbesitzer in der Türkei ihr Vermögen gut erhalten konnten.
Gold wirft auch keinen Ertrag wie Zinsen oder Dividenden ab. Goldanleger müssen daher bedenken, dass sie nur durch den Kauf und Verkauf Gewinne (oder Verluste) realisieren. Und wer heute kauft und gleich wieder verkauft, macht sofort Verluste. Beispiel: Ein 1.000 g Goldbarren kostet im Kauf 33.517 Euro (Quelle: proaurum.de, Stand 10.09.18) im Verkauf zeitgleich 32.898 Euro. Damit sind knapp 2% erstmal verloren. Somit ist der Erwerb von physischem Gold vor allem eine Frage des eigenen Risikomanagements und -empfindens.
Golderwerber sollten zusätzlich diese „Klippen" beachten:
Ein 1 kg Goldbarren kostet 33.517 €, ein 10 g–Barren 349 € . Dies ist ein Preisaufschlag von über 4%. Das spricht für große Goldbarren. Aber: Wenn in Krisenzeiten Gold als Währung benötigt wird, ist es wohl besser, kleine Münzen oder Barren zur Verfügung zu haben. Eine Mischung aus Goldmünzen und großen Barren zu halten, ist richtig.
Physisches Gold muss aufbewahrt werden. Ein Bankschließfach bietet sich an. Doch stellt sich die Frage, ob in Krisenphasen dieses Schließfach erreichbar ist. Die Alternative ist, das Geld zu Hause zu bewahren. Dann sollte aber der Versicherungsschutz angepasst und der Verwahrort gut ausgewählt werden. Edelmetall in sog. „Zollfreilagern" zu deponieren, ist eine weitere Option. Dann fallen aber Lagerkosten an – und der Zugang in Krisenzeiten ist ebenso nicht garantiert. Wer sein Gold z. B. in der Schweiz lagern will, sollte überlegen: Wie bekomme ich das Gold im Krisenszenario nach Deutschland?
Steuerlich gibt es eine Besonderheit. Anders als bei sämtlichen anderen Kapitalanlagen können die Gewinne aus Gold nach 12 Monaten Haltedauer steuerfrei vereinnahmt werden. Das darf in der Rechnung mit berücksichtigt werden: Der Fiskus hält nicht die Hand auf.
Mit ETCs in Gold investieren
Eine häufig angebotene Alternative zum physischen Erwerb sind „Gold-ETCs" mit echter Goldhinterlegung. Es handelt sich um Anleihen, das Gold ist in Tresoren hinterlegt. Zwei deutsche Anbieter haben sich darauf spezialisiert. XETRA-Gold (ISIN DE000A0S9GB0) der Deutsche Börse AG und EU-WAX-Gold II (DE000EWG2LD7) der Börse Stuttgart. Der Anleger kann sich sein Gold auf Anforderung nach Hause liefern lassen. Dennoch ist das Risiko vorhanden, dass die Lieferung im Krisenfall nicht funktioniert.
Steuerlich sind (im Vergleich zu Wettbewerbsprodukten nur) diese beiden genannten Papiere dem physischen Goldbesitz gleichgestellt. Nach 12 Monaten sind Erträge steuerfrei. Weiterer Vorteil: Der Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufskurs liegt meist deutlich unter 1%.
Fazit: Gold im Depot zu halten ist vorrangig eine Frage des persönlichen Risikomanagements mit Blick auf das weltweite Währungssystem. Sehr langfristig denkende Anleger können zudem auf einen Inflationsausgleich hoffen.