Crash mit Ansage
In Kanada steigen die Häuserpreise wie an der Schnur gezogen. Der Markt läuft heiß. Eine Stimme hält bemerkenswert dagegen.
Die Situation an Kanadas Wohnimmobilienmarkt wird von Monat zu Monat kritischer. Schon seit den 1990er Jahren legen die Kaufpreise fast ohne Unterbrechung zu. Seit dem Jahr 2000 stiegen sie um 140%. Die Finanzkrise 2008 brachte nur einen Mini-Einbruch von elf Indexpunkten zwischen November 08 und April 09. Danach ging es wie an der Schnur gezogen weiter bergauf.
Damit liegen die Kanadier inzwischen jenseits der Boomwerte der US-Amerikaner in der Spitze des dortigen Immobilienbooms. Im Mai gab es gerade einen zweistelligen Preiszuwachs von 13,4% (gegenüber dem Vorjahresmonat). In Toronto laufen die Preise mit einem Anstieg von zuletzt 26,3% aus dem Ruder. Aber auch Hamilton mit +22,9% oder Victoria (+19,2%) legen extrem zu. Vancouver und Toronto verhängen inzwischen Spekulationssteuern für ausländische Immobilienkäufer.
Der Preisanstieg wird durch das billige Geld angeheizt. Die Verschuldung der privaten Haushalte in Kanada beträgt mehr als 170% des verfügbaren Einkommens. Das ist eine Verdoppelung gegenüber 1990. Das Volumen an Privatkrediten liegt bei mehr als 100% der Wirtschaftsleistung des Landes.
Inzwischen gibt es erste Warnzeichen von den Märkten. Der Finanzdienstleister Home Capital Group ist kollabiert. Das Unternehmen war auf Kreditnehmer mit geringer Bonität spezialisiert. Die Börsenaufsicht ermittelt wegen des Verdachts auf Bilanzfälschung. Ähnliche Warnzeichen gab es vor rund zehn Jahren in den USA, ein Jahr bevor der Markt zusammenbrach. Hedgefonds beginnen inzwischen, gegen den kanadischen Hauspreisboom zu wetten. Die Notenbank hält bisher dagegen und beruhigt: Sie sehe keine Ansteckungsgefahr.
Fazit: Auf den Einbruch zu wetten, fällt schwer. Das kann sich noch ein paar Monate, vielleicht sogar zwei, drei Jahre hinziehen. Doch spätestens, wenn die Zinsen wieder stärker anziehen, geht es ordentlich nach unten.