Die britischen Großstadt-Mieten fallen deutlich
Investoren in Auslandimmobilien in Großbritannien müssen sich derzeit mit sinkenden Mieten zufrieden geben. In den Innenstadtlagen ist der Wohnungsmieten-Verfall am ausgeprägtesten. Während London für 2020 insgesamt einen Mietpreisverfall von rund 6,9% ausweist, gibt es Innenstadtlagen wie etwa Westminster, Kensington und Chelsea, wo sich der Preisrückgang auf satte 10% beläuft.
Doch die Einordnung des Phänomens ist aus Anlegersicht wichtig. Der Mietrückgang hat nach Aussage unseres Korrespondenten weniger mit dem Brexit, sondern vielmehr mit Corona zu tun. Und er betrifft vorwiegend die größeren Städte. In London sind die Wohnungsmieten 2020 spürbar gefallen, in Birmingham nur um 3,2%, in Reading um 2,2% und im schottischen Edinburgh um 1,7%.
Trendwende mit Beginn der Pandemie
Landesweit stiegen die Wohnungsmieten 2020 dagegen noch um gut 1%. Das gilt vor allem für die mittleren und kleinen Städte. Ein Grund: Zahlreiche Großunternehmen verlagern aus Kostengründen ganze Unternehmensbereiche in kleinere Ortschaften.
Die Trendwende setzt tatsächlich mit Beginn der Pandemie ein. Noch bis einschließlich März 2020 waren in zahlreichen größeren Städten die Wohnungsmieten gestiegen. Daran schloss sich eine Phase der Stagnation an, die wiederum durch den starken Mietpreisverfall abgelöst wurde. So gab es in Leeds im März noch eine Mietpreiszunahme um 4%. Sie sackte im weiteren Jahresverlauf auf 0,2% ab. Die Gründe:
Gründe für den stagnierenden Markt
- Die meisten Familien neigen derzeit dazu, in den bisherigen vier Wänden zu verbleiben.
- Die Bereitschaft zum beruflichen Stellungswechsel ist so niedrig wie seit vielen Jahren nicht mehr.
- Ausnahme: ein neues eigenes Haus oder Eigentumswohnung werden bezogen. (Die Wohnbaukonjunktur läuft auch während des Lockdown weiterhin gut). In der Folge werden Mietwohnungen frei; dafür aber lassen sich derzeit nur schwer neue Mieter gewinnen.
- In Universitäten wirkte sich im Jahresverlauf das Lockdown-bedingte Fernbleiben der vielen ausländischen Studenten negativ auf die Wohnungsmieten aus.
- Eine gewichtige Rolle spielt auch die Tendenz zum Home Office. Sie vertrieb zahlreiche Mieter vor allem aus London ins Umland. Dort waren für einen geringen Mietpreis deutlich größere Wohnungen verfügbar.
- Angereizt wurde die Bewegung durch verschiedene Förderprogramme der Öffentlichen Hand wie auch von Hypothekenbanken.
2021 wieder leicht aufwärts weisende Mieten
Je länger die Corona-Krise andauert, desto mehr verfestigen sich die Wohn-Trends. Von einer allgemeinen Rückkehr in die altgewohnten Innenstadt-Büroblocks spricht derzeit niemand mehr. Dies gilt ganz besonders für die Metropole London sowie für die größeren Städte Bristol, Cardiff, Edinburgh, Manchester und Reading.
Für 2021 wird überwiegend mit einer leichten Preissteigerung gerechnet. Sie dürfte in etwa in Höhe des erwarteten Verbraucherpreisanstiegs von ca. 2% liegen.
Fazit: Auch wenn Corona vorübergeht – die Folgen am Mietmarkt werden von längerer Dauer sein.